Die Schönheit dieses Album erschließt sich nicht beim ersten Hören, es braucht mehrere Durchläufe, um sie zu offenbaren. Im Vergleich zu den großen Originalen wirken die Tracks auf „Forever – Timeless R&B Classics“ dünn in der Produktion und vom Klang synthetisch.
Das liegt daran, dass…die Produktion tatsächlich nicht aufwändig und der Klang tatsächlich nicht gerade besonders voll ist. Besonders beim ersten Stück „Another Sad Love Song“ kommt der Vergleich mit Toni Braxtons sehr kraftvoller Stimme erschwerend hinzu.
Glenn Jones packt jedoch eine große Portion Gefühl und Leidenschaft in seinen Gesang, um „Another Sad Love Song“ zu einem Hörgenuss zu machen.
Bei „Anniversary“ wirkt die Version von Glenn Jones stumpfer, weniger weich und zeitweise wie ein typisches Smooth Jazz-Stück. Die Harmonie von Tony! Toni! Toné! erreicht er nicht, doch sein groovigerer Ansatz ist durchaus gelungen.
Auf „Where Is The Love“, im Original von Roberta Flack und Donny Hathaway gesungen, wird Glenn von seiner Frau Genobia Jeter Jones begleitet. Das Paar harmoniert gesanglich ausgesprochen gut und es gelingt bei diesem Cover auch, einen Teil der 70er-Jahre-Leichtigkeit zu übernehmen. Auch hier geht es dann allerdings schnell wieder Richtung Smooth Jazz.
Zweimal hingucken werden bestimmt viele, wenn sie „Here I Go Again“ im Tracklisting entdecken: Glenn Jones hat also einen seiner alten Songs neu aufgenommen, nicht ungewöhnlich, doch diesen selbst als zeitlosen R&B-Klassiker zu bezeichnen wirkt nicht gerade bescheiden. Nachzuvollziehen ist es natürlich schon, dass er seinen einzigen Nummer 1-Hit aus den R&B Charts mit auf das Album genommen hat. Der Titeltrack des gleichnamigen 1992 bei Atlantic erschienen Longplayers wirkt sanfter und gefühlvoller als die Neufassung.
Nicht mithalten kann Glenn Jones in Bezug auf „My First Love“, das im Vergleich zum Original von Rene & Angela und auch im Vergleich mit der wunderbaren Fassung von Avant etwas blutarm und melancholisch wirkt.
1978 veröffentlichte Peabo Bryson sein zweites Album „Reaching For The Sky“, dessen Titelsong bis auf den 6. Platz der amerikanischen R&B Charts vorrückte. Auch dieses Lied geht Glenn Jones kraftvoller an, was nicht an sich schlecht ist, doch Peabo Bryson singt „Reaching For The Sky“ weit gefühlvoller. Der kältere, härtere Klang auf dem Album von Glenn Jones vergrößert den Abstand zusätzlich. Glenn Jones Version punktet immerhin mit seiner relaxten Atmosphäre.
Boden gutmachen kann Glenn Jones bei „You’re Sweet, You’re Fine, You’re Everything“, das sich bei ihm zwar nicht so kuschelig wie bei Tomorrow’s Promise anfühlt, dafür anspruchsvoller gestaltet ist.
Künstler: Glenn Jones | Album: Forever Timesless R&B Classics | Label: Shanachie | VÖ: 21. Juli 2006