Wir haben es hier mit einem Produkt von hoher Qualität zu tun. Glam, Producer der ehrwürdigen Main Concepts aus München schlägt mit diesem Hip-Hop-Brecher namens „Laceration“ diesen Mai auf. Moment mal! – München – ist das nicht die Hauptstadt des Freistaates Bayern? Spricht man da jetzt Englisch?!?
Laceration (zu deutsch „Fleischwunde“) ist ein Hip-Hop-Album, auf dem man beinahe ausschließlich englischsprachige Rhymes und Voices featured. Die einzige Ausnahme ist der finale Track „Alles“. Eine Soul-Ballade, gesungen von Esther, die auch schon auf Blumentopfs „Eins A“-Album vertreten war. Ansonsten gibt es auf Glams Producer-Album strikt angelsächsische Verbal-Akrobatik vom Allerfeinsten und auch vor Allem aus höchst authentischer Quelle: Auf der Platte vertreten sind einige Gäste, die dem Kind Hip-Hop im Mutterland USA schon kurz nach der Geburt halfen, sich die Schuhe anzuziehen.
Nehmen wir den Track „Craftmanship“, auf dem die bassige Stimme keines Geringeren als Craig G, auf einen fetten saftigen New York-Beat zu hören ist. Töne die in Deutschland eher selten das Licht der Welt erblicken. Craig G ist aus Queensbridge in New York und eine wahrhaftige Old School und Freestyle Legende unter den Kennern des Roots-Hip-Hop. Aber auch die moderne Hip-Hop-Welt, sollte ihm erst im Jahr 2002 größten Respekt zukommen lassen: Aus seiner Feder stammen fast alle Battle-Raps, die die MCs im Eminem-Film „8 Mile“ zum Besten geben.
Ein anderes Urgestein des New Yorker Raps sind die Bush Babees. Vertreten auf dem Track „Rockin‘ With The Best“. Diese Jungs verbreiteten den Rap schon in den tiefen Achtzigern in den Strassen Brooklyns. Und leuchten nach einiger Zeit auf diesem Album mit tight-sitzenden Reimen und einer sympathisch schief gesungen Chorus-Line auf einem smoothen Handclap-Beat von Glam.
Der englischsprachige Rap hat in München Tradition. Wir erinnern uns an die Anfangszeiten vom Main Concept: David Pe spittete damals seine ersten Flows auf Glams Beats auch in Englisch und DJ Explizit cuttete dazu.
Nun, auf diesen 12 Tracks starken Album sind wie gesagt 90% der Texte von US-amerikanischen Rappern von hohem Kaliber gerappt. Unter Anderem werden Grand Agent, die Get Open Crew, die Black Quarterbacks oder auch die Soulstimme Joy gefeatured. Diese allerdings ist aus Paris, singt aber trotzdem sweete englische Vocals auf dem Track „Bittersweet“. Jeder Track ist mit einem Gast bestückt, über den es interessante Dinge zu erzählen gäbe, doch dazu ist leider nicht genug Platz in dieser Sparte.
Glams Produktion überzeugt durch Vielfältigkeit in jedem Aspekt: die Beats gehen von ruff bis soft mit interessanten Samples, die Feature Acts von jung nach alt und vor allem von NYC bis nach München. Eine ziemliche gute Rap-Platte, die der Mitbetreiber von 58beats da an den Start bringt! Offizieller Release ist der 25.05…
Künstler: Glam | Album: Laceration | Label: 58 Beats/groove attack | VÖ: 25. Mai 2007