Sunshine Anderson war nicht freiwillig so lange “weg”. Nach ihrem erfolgreichen Debüt „Your Woman“ in 2001 (Goldstatus, R&B #1 Single „Heard It All Before“) wurde ihre Karriere Opfer eines Firmenzusammenschlusses. Ab 2003 begab sie sich auf die Suche nach einem neuen Plattenvertrag. In 2006 endlich kam sie bei Music Word Entertainment unter, dem Label von Matthew Knowles, der vor allem dafür bekannt ist, dass er als Vater von Beyoncé Manager von Destiny’s Child war.
Da sie ihr fast fertig gestelltes Album mitnehmen durfte, als sie die alte Plattenfirma verlies, m Januar 2007 hatte Sunshine Anderson ihr neues Album veröffentlicht, das im Vergleich zum Debüt moderner, kommerzieller und mehr an aktuellen R&B-Trends ausgerichtet ist. Doch halt, diese Bewertung ergibt sich mit Blick auf ihr erstes Album. Nimmt man dieses nicht als Maßstab, sondern stattdessen modernen R&B, wirkt „Sunshine At Midnight“ weit bodenständiger, traditioneller und hochwertiger.
Zudem handelt es sich bei ihrem zweiten Longlayer um ein Werk, bei dem das Hinhören lohnt: intelligente, freche Texte weit über dem Genredurchschnitt. Leidenschaft, Enttäuschung, Schmerz, Wut – Sunshine Anderson kann das mit ihrer starken Stimme glaubwürdig vermitteln. So steht sie textlich wie musikalisch in der Tradition von Faith Evans und Mary J. Blige und braucht Vergleiche mit diesen nicht zu fürchten, im Gegenteil! Unter den jüngeren Stars im R&B kommen Vergleiche mit Keyshia Cole und Vivian Green in Frage.
Mit Produzenten wie Dr. Dre, Mike City und Raphael Saadiq ist ein Dutzend Tracks entstanden, von denen jeder zweite Top 10-Potenzial hat. Mit dem vollen Support eines Major Labels wäre der Erfolg fast garantiert; schade, dass daraus nichts wird. So ist Sunshine Anderson vorerst ein Tipp unter Black Music-Kennern.
Die kräftigen Tracks lassen Sunshine Anderson zwar heller strahlen, doch die langsamen überzeugen auch. Die Künstlerin bleibt dort bei ihrer künstlerischen Linie, heiterer Sonnenschein ist nicht zu erwarten, es bleibt bewölkt. Sunshine Anderson war so deprimiert, dass sie tagsüber sogar schwarze Tücher vor die Fenster hängte. So erklärt sie den Albumnamen.
Künstler: Sunshine Anderson | Album: Sunshine At Midnight | Label: Music World Music | VÖ: 9. März 2007