Na geht doch! “Ms. Kelly” liefert den Sound, den man von einem Destiny’s Child-Mitglied erwartet. Diese Songs hätte die mehr oder weniger aufgelöste Band auch gemeinsam aufnehmen können, um dort anzuknüpfen, wo die Ladies aufgehört haben.
Kelly Rowland bedient mit ihrem zweiten Soloalbum die alten Fans, was eine sehr gute Entscheidung ist und zugleich auch ein Problem darstellt. Dem Publikum zu geben, was es kennt und mag, ist keinesfalls falsch. Gerade angesichts der Bandauflösung sollte sich dafür ein dankbares Publikum finden lassen. Eine eigene künstlerische Ausrichtung lässt sich so freilich nicht entwickeln; da hilft auch nicht, dass die Sängerin sich am Songwriting beteiligt hat.
Diese Songs hätten nicht nur Destiny’s Child als Gruppe überzeugend präsentieren können, sondern auch viele andere Mainstram-R&B-Künstler. Kelly Rowland erledigt ihren Job sehr gut, weshalb man mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein kann. Mehr als typischer Hochglanz-R&B für die Charts ist es jedoch nicht.
Muss ja auch nicht sein. Bis auf wenige Tracks wie „Flashback“, das billig klingt und dessen Instrumentierung einen hohen Nerv-Faktor aufweist, sind auf „Ms. Kelly“ kaum Lieder, die wie bloße Füll-Tracks wirken. Ihr Team hat sich Zeit für Details genommen und auch für Unterscheidbarkeit gesorgt.
Eine gute Wahl ist der erste Track, der auch die erste Single ist: „Like This“, der durch die Raps von Eve stark aufgewertet wird. Kelly und Eve bilden ein starkes Team. Polow Da Don hatte diesen Track schon auf Lager und bot ihn Kelly Rowland an – womit wir wieder dabei wären, dass die Tracks keine erkennbare Handschrift von Kelly Rowland tragen – wenngleich sie gemeinsam mit Sean Garrett den Hauptteil des Songwritings dazu übernommen hatten. Der Song würde auch perfekt zu Gwen Stefani passen.
Zweiter Track mit Female Rap-Support ist „Gotsta Go“ PART 1, bei dem Da Brat vor allem durch Geschwindigkeit überzeugt. Im Vergleich zu Eve auf „Like This“, auf dem diese neben Kelly Rowland gleichberechtigt wirkt, ist Da Brat hier tatsächlich nur zu Gast.
Rapper Snoop Dogg hält sich auf „Ghetto“ zwar ebenfalls zurück, doch dank der chilligen Atmosphäre des sehr gefälligen Tracks wirken seine mehr gemurmelten als gerappten Passagen nicht nur eingebaut, sondern dazugehörend.
Erwartungsgemäß sanft optimiert Tank „The Show“. Hört man, wie viel Gefühl in seiner Stimme klingt, könnte man sich wünschen, er hätte das Lied ohne Kelly Rowland aufgenommen. Besser lässt sich der Unterschied zwischen Interpret und Künstler kaum demonstrieren.
FAZIT: Kelly Rowland hat ihr Talent für „Ms. Kelly“ genau richtig eingesetzt, indem sie diesmal im Gegensatz zum ersten Album „Simply Deep“ kommerziellen Hochglanz-R&B in der bester DC-Tradition bringt.
Künstler: Kelly Rowland | Album: Ms. Kelly | Label: Sony BMG | VÖ: 22. Juni 2007 | Album des Monats: Juli 2007