Was unterscheidet „American Idol“ von „Deutschland Sucht Den Superstar“? Die Deutschen suchen verzweifelt und vergeblich Superstars, in den USA finden sich zumindest Begabte, die das Zeug zum Star mitbringen. Ruben Studdard bekam 2003 in der Show von Jurorin Gladys Knight den Spitznamen „Velvet Teddy Bear“ verpasst und nach einem anständigen, aber wenig beachteten Gospelalbum kehrt der Teddy mit „The Return“ (J Records/SMARIS) zurück. Darauf präsentiert er sich als Jung-Crooner, der die Ladies mit Balladen einwickelt. Und Luther Vandross bleibt es erspart, sich im Grab umzudrehen wegen Studdards Interpretation von „If Only For One Night“, denn die ist nicht von schlechten Eltern.
Peven Everett zieht die neue Schublade „Power Soul“ (Soul Heaven/PIAS) auf. Der Mann aus Chicago schreibt, produziert, singt und kann nebenbei noch neun (!) Instrumente spielen. Auch auf seinem neuen Album nimmt er sich Freiheiten heraus, die sonst nur Jazzmusikern vorbehalten sind. Everett unterlegt seine Texte mit House und baut auch mal einen gebrochenen Beat ein. Klingt nicht nach „Your Average Soul Album“, aber spätestens nach dem zweiten Hören geht „Just a Girl“ nicht mehr aus dem Kopf! Gediegen geht es zu auf „Moreorless Jazz Three“ (CSR – The Wave Music Company). Verjazzte bzw. versongwriterte Hits wie „Don’t Speak“ oder „Losing My Religion“ lockern den Reigen von Songs auf, denen gerade noch das Attribut Jazz angetragen werden kann.
Unbekannte Namen sowie Szenestars, unter ihnen Till Brönner und Jeff Cascaro, geben sich die Klinke in die Hand. Das Label Dôme Records aus London lädt erneut ein, in die „Soul Lounge 3“. Die 3CD-Box umfasst 40 Stücke von mit dem Label eng verbundenen Künstlern wie Hil St. Soul, Brenda Russell, Anthony David und Incognito. Weil Sammler viele der Platten sicher haben werden, liefert das engagierte Dôme-Personal mit einer Ballade von Rahsaan Patterson noch einen triftigen Grund, die Box zu bestellen. Erwähnt werden muss zudem unbedingt, dass Donnie (der auf „Soul Lounge 3“ mit einem Feature vertreten ist) noch im Frühjahr sein von der Soulszene inständig erwartetes Album „The Daily News“ veröffentlichen wird. Mehr davon demnächst in meiner Kolumne!
Vorfreude schönste Freude also. Das trifft auch für die Open Air-Kinos zu, die bald wieder öffnen. Und dort werden dann Alicia Keys und Common zu sehen sein, und zwar in der Joe Carnahan-Produktion „Smokin’ Aces“. Den Original Film Soundtrack (Polydor/Universal) dazu gibt es schon jetzt, für uns vor allem interessant wegen eines neuen Songs von Common ft Bilal. „Play Your Cards Right“ schrieb der Conscious-Rapper extra für den Film, obwohl er ja „nur“ als Schauspieler eingekauft war.
Außerdem dabei: Joe Bataan und GZA / Genius. Im Film geht es übrigens um einen Typen, der als Kronzeuge fürs FBI aussagen soll und von Heerscharen von Verbrechern gejagt wird. Aber das nur nebenbei.