Musikalisch sowie von der Präsentation der Künstlerin auf dem Cover zu „Vivian“ hat sich im Vergleich zum Vorgänger einiges verändert: War „A Love Story“ für ein weit kleineres, anspruchsvolles Publikum konzipiert, bietet der Nachfolger den passenden Sound für ein viel breiteres R&B-Publikum.
Neo-Soul ist nicht mehr der erste Begriff, der einem einfällt, wenn man Vivian Green hört. Der passte bei ihrem Debüt indes auch nur bedingt durch den (vergleichsweise!) ungewöhnlich hohen Anteil von Jazz auf „A Love Story“. Das fehlen jazziger Stücke bedaure ich dann auch am meisten.
Zum Coverbild mit Bikini-Top, Haare und Arme unmissverständlich ausgebreitet – passen die hauptsächlich von enttäuschenden Beziehungen handelnden Texte nicht, aber vielleicht war die Überlegung dabei, den Männern wenigstens hier eine Freude zu bereiten, wenn sie inhaltlich schon so schlecht wegkommen.
Sowohl bei den Lyrics als auch bei der musikalischen Ausgestaltung wäre mehr Abwechslung klar besser gewesen – auch nach mehrmaligem Hören, fällt es mir schwer, die Lieder auseinander zu halten. Die Tracks für sich sind gut produziert und treffen als typische Mainstream-R&B Songs bestimmt ihr Publikum. Dem Album als Ganzes fehlt aber die richtige Mischung. Dabei geht es nicht einmal um die Frage, ob der sehr geringe Anteil schnellerer Lieder ein Problem darstellt, sondern vor allem um die zu große Ähnlichkeit.
Würde ich ihr erstes Album nicht kennen, fiele die Bewertung des zweiten wohl weniger streng aus – dann würde ich Vivian Green in eine andere Liga einstufen. Weichgespülten R&B mit Pop-Elementen höre ich ja gerne, wenn er so solide produziert wird wie hier.
Gibt es denn gar keine Entwicklung nach vorne bei „Vivian“? Doch, die Leidenschaft, mit die Künstlerin ihre Lieder singt zeigt eine sehr positive Entwicklung und lässt dieses Album dann doch zu einer Empfehlung werden.
Künstler: Vivian Green | Album: Vivian | Label: Sony BMG | VÖ: 3. Oktober 2005