Das Münchener Label – bekannt für hochwertige Thematisierungen wie „Cheatin’ Soul“ – demonstriert erneut, dass Sampler eben nicht gleich Sampler ist. Trikont illustriert den Umstand, dass jeder achte Afroamerikaner zwischen 20 und 35 hinter Gittern sitzt, mit allen mischbaren Farben aus der Black Music-Palette. 19-mal Blues, Soul und Rap aus dem Knast und über den Knast.
Schon mit dem Opener „Berta“, einem Chain Gang-Song von Big Louisiana, wird tief in die Historie eingetaucht. Bobby Womack schildert die Zustände im „Arkansas State Prison“; vier Ex-Knackis von The Escorts sind freiwillig ins Gefängnis zurückgekehrt, um mit ihren noch einsitzenden Bandmitgliedern „Disrespect“ aufzunehmen. In den frühen 70ern war das, und noch heute rappt Akon darüber, wie es ist, weggeschlossen zu sein. Abgesehen von „Locked Up“ verzichten die Macher auf aktuelle Beiträge von Edel-Knackis wie Lil’ Kim, die medienwirksam zur Veröffentlichung ihrer CD die Haft antrat.
Trikont macht einmal mehr den Unterschied auch zwischen Inlay und echtem Begleitheft deutlich. Faktenreich werden in seitenlangen Aufsätzen die Folgen für Kultur und Gesellschaft ausgemalt, wenn von den zwei Millionen Insassen in US-Anstalten fast die Hälfte farbig ist. Zu allen gepickten Stücken gibt es zudem Erklärungen und Kurzgeschichten. In Deutsch und Englisch. Aufschlussreich sicher auch für Hip-Hop-Kids aus der Vorstadt, die nachlesen können, welchen Hintergrund ihre schnürsenkellose Sneakermode hat.
Künstler: Various Artists | Album: In Prison | Label: Trikont | VÖ: 8. September 2006