Auf dem dritten Album geht die Supa Sista ihren Weg der erzählten Dichterei konsequent weiter – untermalt von Hip-Hop- und Jazzfetzen sowie sphärischen Flächen, die aber meist nur grundieren bzw. abrunden. Wie einst bei Gil Scott-Heron geht es ums Geschichtenerzählen; die Botschaft steht über allem.
Heute ist es im Rhythm & Blues meist umgekehrt. Die vierfache Mutter aus Philadelphia rechnet deshalb auch mit der Hip-Hop-Industrie ab; sie spottet über Starlets, die ihre Haare für das Jay-Z-Konzert aufdrapieren. Tupac Shakur dagegen nennt sie in einem Atemzug mit Pablo Neruda. Die Gesellschaft und ihre Auswüchse, überhaupt das Schlechte dieser Welt ist die Angriffsfläche für den Rucker’schen Rundumschlag aus dem Off.
Von Sklaverei bis Abu Ghreib reicht die Themenpalette, aus der die Diplom-Journalistin einzelne Tupfer nimmt. Oft sind es nur in den Raum gestellte Worte, die einen gedanklichen Zusammenhang einfordern. Wenn ihr Wörter oder Wortgruppen besonders wichtig scheinen, wiederholt sie diese wie eine Repetiermaschine.
Als Talkin’ Soul wird der eigenwillige Poetry-Stil der Rucker oft beschrieben; in der Tat ist es eine Lesung in Albumlänge, die mehr die Literaten als die Musikfreunde ansprechen dürfte. Es ist eine Platte, die ganze Hinwendung abverlangt und überdurchschnittliche Englischkenntnisse voraussetzt. Da oft Black Slang-Begriffe wie ´Poon Tang´, ´Dick´ und ´Sniff´ verwendet werden, hat das Label hoffentlich nicht vergessen, eine übersetzte Form als Textbeilage anzubieten.
Künstler: Ursula Rucker | Album: Ma’at Mama | Label: !K7 Records | VÖ: 27. Januar 2006