Nashville ist keine unbezwingbare Country-Festung mehr, seitdem Tim Dillinger die soulige Seite der Westernhochburg eingenommen hat und stolz präsentiert. Auf seinem zweiten Album sind dem Musiker passionierte und entspannte Lieder zwischen Soul, Contemporary Jazz und Singer / Songwriter-Gestus von der Hand gegangen.
„Authentic Art Does Not Compete“ – mit einem selbstbewussten Poetry-Statement steigt Dillinger in die Platte ein, die sofort mit dem leidenschaftlichen „That’s The Kind Of Love“ aufhorchen lässt. Der Sänger zählt Tupac und Marvin Gaye, Minnie Riperton und Earth, Wind & Fire zu seinen Einflüssen. Essenzen aus deren Songs finden sich immer wieder in den 17 Albumtracks.
Aber Dillinger setzt starke eigene Akzente und geht kompromisslos seinen Weg, der sicher steinig ist. Oftmals gilt der Prophet im eigenen Lande nicht viel und als Weißer muss er quasi doppelt so gut sein wie der farbige Kollege am Soul-Band. Daryl Coley hat das Potential erkannt: Der Gospelstar duettiert sich mit Dillinger in „Seasons Of Change“; einem balladesken Schlusspunkt, bei dem sich beide auf Augenhöhe begegnen. Wenn die Welt gerecht wäre, dann wäre der Mann aus Tennessee längst so bekannt wie John Legend und Anthony Hamilton. Dann hätte er längst die große Plattenfirma im Rücken, die dafür sorgt, dass sein Album in den Regalen von sau-sau-sau-billigen Märkten steht.
Künstler: Tim Dillinger | Album: The Muse | Label: Icon’s Pen Media USA | VÖ: 26. September 2006