Mehr als 20 Jahre lagen sie irgendwo in alten Archivkellern, bevor sie abgestaubt, aufpoliert und versilbert werden konnten. Der Grandfather des Jazzfunk (und neben James Brown einer der am meisten gesampelten Künstler überhaupt) und sein neuer Plattenboss entdeckten nur durch Zufall hunderte von alten Aufnahmen, die 2004 und im vergangenen Jahr auf „Virgin Ubiquity I & II“ gepackt wurden. Songs, an denen die Jahre scheinbar spurlos vorüber gegangen sind, die heute noch genauso Bestand haben wie damals (siehe meine Harlem Shuffle-Kolumne aus dem Jahr 2005).
Gilles Peterson ließ sich sogar zu der Bemerkung hinreißen, die Virgin Ubiquity-Aufnahmen seien wie ein bisher nicht veröffentlichtes Album der Beatles einzuordnen. Ein – durchaus gewagtes – Zitat, das ich aber ohne weiteres unterschreiben kann. Nun also das nächste Glied in der Vermarktungskette: die Remixes. Für die zehn – meist länger als sieben Minuten dauernden – Versionen haben sich credible Vertreter aus der House- und Broken Beats-Szene des anspruchsvollen Rohmaterials angenommen und behutsame Bearbeitungen entworfen.
Teilweise bauen sich die Tracks über Minuten auf, bevor sie – einem Wasserfall gleich – eine Wendung finden. Besonders angenehm hören sich „Holiday“ im Kenny Dope Remix, „Sugar“ in der Bearbeitung von Joey Negro und „Funk In The Hole“ im Platinum Pied Piper Remix an. Spätestens mit diesen Abmischungen für den Club – aber nicht nur für den Club – hat sich der 65 Jahre alte Vibraphonist auch Respekt von den jüngeren Dancefloor-Jüngern verschafft.
Künstler: Roy Ayers | Album: Virgin Ubiquity Remixed | Label: !K7 Record | VÖ: 27. Januar 2006