Wenn die besten drei Hip-Hop-Platten des eben zu Ende gegangenen Jahres benannt werden, dann muss der Rapper aus Chicago neben Ugly Duckling und Twista mit aufs Siegerpodest. Denn was kurz vor dem Fest von Rhymefest auf die Plattenteller kam, ist – nomen est omen – ein Reim-Fest!
Von Besinnlichkeit keine Spur, dafür aber ein Album mit Aussage und Sinn. Dabei handelt es sich erst um das Debüt des Mannes, der schon einen Grammy (als Co-Writer von Kanye Wests „Jesus Walks“) in der Schrankwand stehen hat. Rhymefests ironische Texte über die Widrigkeiten des Alltags und seine sozialkritischen Anmerkungen über miserabel bezahlte Jobs in Imbissketten werden nicht nur von Black America, sondern auch in Deutschland verstanden.
„Mister Blue Collar“ nennt sich der hochtalentierte Storyteller, der sich als Sprachrohr der working poor sieht und diametral anders herangeht als einige hiesige Vertreter des sprechsingenden Prekariats. Und ganz ohne Krampf hat er mit „More“ und „Brand New“ gleich zwei Songs aufs Tapet der Genre-Klassiker gehoben.
Das ist bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass es sich um seine erste eigene Veröffentlichung handelt! Ganz rund ist sie noch nicht, denn am Ende leistet sich Rhymefest einen Ausrutscher: Er verneigt sich vor O.D.B. mit einer albernen Version des Oldies „Build Me Up Buttercup“, aber bei der Klasse dieses Albums ist kein längeres Stirnrunzeln angesagt.
Künstler: Rhymefest | Album: Blue Collar | Label: J Records / SMARIS | VÖ: 1. September 2006