Lang lebe die Königin (des Hip-Hop Soul)! Ihr Album „The Breakthrough“ überzeugt als Ganzes, nicht bloß mit einzelnen starken Tracks. Mary J. Blige scheint nun auch wieder eine klare musikalische Linie gefunden zu haben, die ich besonders bei „No More Drama“, aber auch noch auf „Love & Life“ vermisst habe. Diesmal ist das Verhältnis von ruhigen, mittelschnellen und kräftigen Stücken besser gelungen als auf den beiden angesprochenen Vorgängern.
Bis auf zwei überflüssige Tracks klingt „The Breakthrough“ ausgesprochen rund und solide: Das Duett mit Bono, die Coverversion von „One“ ist schlichtweg eine Pop-Nummer, die in diesem Kontext nicht passt und „MJB da MVP“ wäre besser als Remix zu „Hate It Or Love It“ von The Game angegangen worden und hätte auf „The Breakthough“ besser als Bonus-Track gepasst. Es klingt ja nett, doch im Fall von Mary J. ist so ein Stück ohne Innovation Talentverschwendung!
Beim großen Rest haben Mary J. und ihr Produzententeam aus Raphael Saadiq, 9th Wonder, Bryan Michael Cox, Will.I.Am (von den Black Eyed Peas), Jimmy Jam & Terry Lewis, Vidal Davis, Andre Harris, Dave Young, D. Emile, J. U. S. T. I. C. E., Ron Fair und Rodney Jerkins (Darkchild) ausgesprochen gute Arbeit geleistet, so dass „The Breakthrough“ aus meiner Sicht einer der besten Longplayer aus ganz 2005 ist.
Die hohe Qualität alleine wird es dennoch nicht gewesen sein, die „The Breakthrough“ mit mehr als 727.000 verkauften Einheiten in der ersten Woche auf Platz 1 der Billboard Charts katapultierte. Das hatte auch mit Erwartungen zu tun, die bei manch einem auch enttäuscht wurden, weil sie die Art von Leidenschaft bei der Künstlerin vermissen, die aus Verzweiflung und Kummer erwächst. Einige professionelle Kritiker halten auch nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg zurück, Mary J. Blige’s Musik hätte es geschadet, dass sie ihre Alkohol-, Drogen- und Männerprobleme bewältigt hat. Selbst wenn das stimmen sollte – was soll das?!
Bei aller Begeisterung bin ich eher ein wenig enttäuscht, dass eine Künstlerin wie sie doch die meiste Zeit dieser CD im Mainstream-R&B verharrt, da sie für Black Music doch so viel mehr tun könnte. Dennoch bleibe ich wie beim Vorgänger „Love & Life“ dabei, dass nichts Schlechtes daran ist, ein Album für „die Charts“ zu produzieren, ohne sich künstlerisch besonders schöpferisch zu betätigen.
Spannend ist „The Breakthrough“ dafür allerdings nicht, die Überraschungen fehlen, dafür entspricht es ganz den Erwartungen – auch meinen.
Künstler: Mary J. Blige | Album: The Breakthrough | Label: Geffen (Universal) | VÖ: 9. Dezember 2005