Man stelle sich vor, Ricky Martin oder Enrique Iglesias würden plötzlich Rhythm & Blues machen und dann ist man schon nah an dem Sound, den der Junge mit mexikanischen Wurzeln verkauft. Verkaufen – das ist wohl die Hauptintention dieses Produkts ohne Ecken und Kanten. Verkaufen will jeder bzw. muss jede Plattenfirma. Schade ist aber, dass der New Yorker Indie TVT mit Außenbüro in Berlin so stark im Anspruch nachlässt.
Künstler wie Teedra Moses und die Ying Yang Twins müssen sich doch albern vorkommen, wenn plötzlich ein glattgeleckter Jüngling wie Hernandez im artist rooster neben ihnen auftaucht. Zwar decken die 15 Stücke eine große Bandbreite ab und sind sauber produziert; anderes war aber nicht zu erwarten, wenn der smarte Labelboss Steve Gottlieb als Executive Producer höchstselbst für die Schraubung gerade steht.
Für Soul Pop dieses Gewindes gibt es sicher einen Markt (vor allem die Latino-Minderheit in den Staaten ist anvisiert), aber echte Soulfreaks werden diese Platte nicht beachten. Denn mit Modern Soul, wie er von Jon B, Anthony Hamilton oder zuletzt Babyface erfolgreich zelebriert wurde, hat die Musik von Marcos Hernandez nichts zu tun.
Daran ändern auch Auftragsvergaben an Scott Storch oder ColliPark nichts. Soul kann man nicht kaufen, entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht. Der junge Sänger mag schmachten können, Soul jedenfalls hat er nicht. Auch wenn seine Ballade „If You Were Mine“ im Radio hoch und runter gespielt wird – ich jedenfalls kann seine Musik nicht fühlen.
Künstler: Marcos Hernandez | Album: C About Me | Label: TVT Records | VÖ: 27. Januar 2006