Nach seiner EP “Remember When” legt James Day in 2006 ein ganzes Album mit feinstem Soul vor: „Better Days“ ist – so sagt es das Cover – ein Tribute an den R&B der 80er Jahre. Der Künstler sieht das als Antwort auf die für ihn enttäuschende Entwicklung, die das Genre genommen hat. Ob die Orientierung zurück da die beste Antwort ist, bezweifle ich zwar, doch was wir auf diesem Longplayer hören können, ist Premium-Qualität. Welche Rolle spielt es da, mit welchen Intentionen der Künstler angetreten ist?
Ursprünglich wollte James Day professioneller Tänzer und Sänger werden, weshalb er in den 80ern die American Academy Of Dramatic Arts in New York besuchte. Eine jahrelange schwere Erkrankung mit Schwindelanfällen und Hörverlust auf einem Ohr machte es ihm unmöglich, diesen Traum zu verwirklichen. Dennoch sah er seine große Liebe zur Musik als besten Weg, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und eine neue Perspektive zu entwickeln. Er baute sich zuhause ein eigenes Studio und strebte nun ein Leben als Produzent und Songschreiber an. Mit Erfolg!
Mit der CD „Better Days“ hat er sein bislang größtes eigenes Projekt verwirklicht. Für die Vocals darauf sorgen Audrey Wheeler, Jeff Ramsey, DQwest, Jill Zardeh und Catherine Russell. Alle passen stimmlich sehr gut zur recht kühlen, zum Teil synthetischen Instrumentierung. Hier kann der Künstler seinen eigenen Anspruch wohl nicht ganz erfüllen, Musiker aus Fleisch und Blut verteuern eine Produktion ungemein. Als Underground-Soul-Musiker muss James Day Kompromisse eingehen. Gerade der Soul der 80er zeichnet sich in weiten Teilen aber eh durch eine gewisse Kühle aus, insofern passt das schon.
Bei „Better Days“ handelt es sich um ein Soul-Album, das auch für Smooth Jazz Fans interessant sein kann. Ein leichter Jazz-Touch zieht sich, mal mehr, mal weniger deutlich, durch das gesamte Album. Das führt zu einem besonders entspannten Sound, wenngleich die ruhigen Tracks sowieso in der Mehrheit sind.
Am groovigsten zeigen sich die beiden Remixe am Ende: der Steppers Mix von „Better Days“ und der Bonusmix von „Don’t Waste The Pretty“. Die regulären Versionen sind zwar klar besser, im Sinne der Abwechslung begrüße ich ihre Anwesenheit dennoch. So werden aus zehn immerhin zwölf Tracks, was im Jahre 2006 immer noch recht wenig ist. Auch für sich genommen sind die Remixe recht gut, nur nicht besser als die Originale. Kein Grund also, sich ernsthaft zu beschweren!
Ein Album wie dieses findet meistens nur einen kleinen Kreis von Fans, doch dafür kommt es sicher nicht aus der Mode und ist fast schon eine Investition fürs Leben. Qualität wie diese…die bleibt. Auf Dauer zum exklusiven Unterhalter einer Minderheit muss James Days indes nicht verdammt sein. Einen Song wie „Love’s Taking Over“ kann ich mir – versehen mit einem massenkompatiblen Video und einer guten Image-Kampagne für den Künstler – auch in den (erwachsenen) Pop-Medien vorstellen. Alles eine Frage des Supports!
FAZIT: Mit dem Anspruch, zu neuen Ufern aufzubrechen, ist James Day nicht angetreten, vielmehr wollte er mit seinen Helden einer früheren Soul-Zeit gleichziehen. Dieses Ziel hat er erreicht, „Better Days“ bietet zeitlosen Soul für die anspruchsvollen Kenner des Genres und Stoff für jene, die auch der alten Zeit nachtrauern. Sprüche wie „…aber so was wird heutzutage ja nicht mehr produziert“ ziehen nicht mehr!
Künstler: James Day | Album: Better Days | Label: Passion Mu (rough trade) | VÖ: 2. Juni 2006