Ronald und Ernie sind nach wie vor zwei der Besten im R&B. „Baby Makin’ Music“ hätten schon viele ihrer früheren Alben in der länger als ein halbes Jahrhundert dauernden Bandgeschichte heißen können, denn das ist ihre Spezialität, darin sind die Großmeister – heute mehr denn je, denn in den letzten Jahren haben sie den Fokus immer stärker auf Slow Jams gelegt.
Im Gegensatz zu „Body Kiss“ ist auf „Baby Makin’ Music“ der Einfluss von R. Kelly deutlich geringer. R. Kelly ist ein Musikgenie, doch diesmal wieder eine etwas andere Richtung einzuschlagen, begrüße ich trotzdem, denn bei „Body Kiss“ hätte auf dem Cover auch gleich R. Kelly ft. The Isley Brothers heißen können. Abgesehen davon, dass es wichtig war, um ein sicheres Hit-Album zu bekommen (#1 der US-Albumcharts), war es auch musikalisch sehr lohnend, doch die Isleys haben eine zu lange eigene Tradition mit Millionen Fans weltweit, um sie ohne Not aufzugeben. Mein Vorschlag: R. Kelly sollte offizielles Mitglied der Isley Brothers werden, wäre genau der richtige Mann dafür. Das mein ich ernst!
Doch soweit ist es noch nicht. Neben Brian Michael Cox und Troy Taylor gehört auch Jermaine Dupri zu den Produzenten von „Baby Makin’ Music“. Gerade JD ist so manch älterem Fan suspekt, doch übers Ziel hinaus geschossen ist er nicht, die Isleys waren schließlich nie eine Band, die der alten Zeit willen den Sound der 50er, 60er und 70er am Leben hält, sondern stets – auf zurückhaltende Art – modern. Nur weil die meisten Interpreten, mit denen sie um die besten Chartspositionen konkurrieren ihre Kinder und oft sogar Enkel sein könnten, müssen sie sich nicht zurückhalten.
Den Wunsch, Musik wie geliefert zu bekommen, respektiere ich (auch er Künstler oft in ihrer Entwicklung beeinträchtigt), eine Altersdiskriminierung ist mit zuwider. Wenn im Tracklisting Titel wie „Forever Mackin’“ erscheinen lässt sich über den 65jährigen leicht spotten: Ronald Isley hat zuviel Zeit mit R. Kelly verbracht, das war kein guter Einfluss, inzwischen hält er sich zeitweise wohl wirklich für Mr. Biggs. Die Rolle scheint ihm allerdings so gut zu gefallen, dass ich mich Frage, welches Image er sich geben würde, wenn er heute noch einmal jung ins Musikgeschäft einsteigen würde.
Angesichts der Premiumqualität des Gesamtwerks fallen Überlegungen darüber, ob die eine oder andere Spielerei nicht besser weggelassen worden wäre, nur wenig ins Gewicht. Ein Album der Isley Brothers kann man kaufen, ohne einen einzigen Track vorher gehört zu haben, ihr Qualitätsversprechen haben sie Jungs noch immer eingehalten, auch diesmal. Ein wenig mehr Abwechslung dürfte es schon sein, etwas unterschiedlicher dürfte es sein, für sich betrachtet würde in einem Bewertungssystem fast jedes Lied die Höchstpunktzahl erreichen. Die Isleys sind in Bestform.
Künstler: Isley Brothers | Album: Baby Makin’ Music | Label: Def Jam (Universal) | VÖ: 16. Mai 2006