Karibische Temperaturen sind auch im Sommer 2006 angesagt – die Musik aus der Karibik gibt es auf dem Sampler „Me Gusta La Bachata Vol. 6“ (In-Akustik). Freunde von Merengue und Reggaeton finden auf dieser Folge die 16 angesagtesten Bachatas des ersten Halbjahres 06 aus der Dominikanischen Republik, darunter solche von Moicesito, David Fiallo und Danny. Alle Stücke wurden in der Hauptstadt Santo Domingo aufgenommen, geben der Pulsschlag der Karibik wieder und sind tauglich zum Tanzen auch für den Salsa-Kurs.Für die Stunden danach bietet sich die Musik des Kanadiers DK Ibomeka an. „Love Stories“ (In & Out Records) hat der Sohn nigerianisch stämmiger Eltern sein Debütalbum genannt – seine Liebesgeschichten hören sich an, als wenn unser Lieblingssurfer Jack Johnson eine Soulplatte aufgenommen hätte. Irgendwo zwischen verträumter Sänger/Songschreiberei, Barjazz und Soul ist der ehemalige Medizinstudent zugange, der über Ella Fitzgerald zum Jobwechsel kam. Der Legende nach fand er im Studentenwohnheim eine entsprechende CD seines Vormieters. Daraufhin beschloss der angehende Arzt, das Skalpell erst gar nicht in die Hand zu nehmen. Seine „Praxis“ ist nun das Musikgeschäft, das ihn bereits mit Auftritten an der Seite von Patti LaBelle und The Neville Brothers adelte. Jazz Classics in a funky vibe – das ist Programm für den Sampler „Milestones“ (BHM Productions).
Mit dem inflationär verwendeten Begriff Meilenstein muss man ja etwas vorsichtig sein, die Musik auf der Platte ist aber über jeden Zweifel erhaben. Ziel der Kompilatoren war es, Bebop und Funk sinnvoll zu verbinden. Namen wie Dizzy Gillespie, Michael Brecker, Chet Baker, Phil Upchurch und Chaka Khan untersetzen dies musikalisch. Lobenswert ist hier wieder einmal das Booklet, das über jeden Künstler knackig informiert und niemanden im Dunkeln stehen lässt.
Einer, der Jazz und Funk in seinem Schaffen bereits kongenial verbunden und milestones wie „Reach Out“ auf seinem beruflichen Weg gesetzt hat, ist Keyborder George Duke. Auf „In A Mellow Mood“ (Dôme Records London) legt er diesmal sein Hauptaugenmerk auf die Melodieführung. Duke sagt, die Melodie sei wichtig. Er habe versucht, Klassikern wie Duke Ellington´s „In A Mellow Tone“ und Sergio Mendes „So Many Stars“ einen coolen und seelenvollen Vibe zu geben, ohne das die Stücke ihren Charakter oder ihren Tiefgang verlieren.
Ein guter Song bleibt eben ein guter Song – erst recht, wenn ein Altmeister wie George Duke sich damit auseinandersetzt. Wo wir gerade bei den großen Namen sind: Es gibt neues Material von Marvin Gaye. „Legend, Live & Forever“ (Arts Records Int l/Lightyear/In-Akustik) enthält natürlich keine neuen Aufnahmen, sondern alte Mitschnitte von Auftritten zwischen 1979 und 1983. Die Tonqualität ist entsprechend (eher mies bei Magnum Opus Japan 1979, besser dann bei Magnum Opus America 1983 und dem ein Jahr später aufgezeichneten Konzert Magnum Opus Europa), dafür vermittelt die CD einen unverblümten Eindruck von den Live-Qualitäten eines der größten und wichtigsten Soulkünstlers ever. Jeden Fan hat das sowieso zu interessieren und einigen Kollegen unter den Musikjournalisten verordnen wir die Platte als Bildungsprogramm, damit sie ihren Horizont in punkto schwarzer Musik erweitern können. Dann würden in inkompetenten Rezensionen auch keine Attribute wie „schmierig“ fallen, wenn es um die neue Platte von Pharrell Williams (lest auch meine Besprechung bei rap2soul!) geht, aber das ist ein anderes Thema …
Auch Marla Glen hat sich mit ihrem Release mehr Zeit gelassen als geplant war. Zwar kann sie in punkto Termin-Verschiebung dem Mann aus Virginia Beach nicht das Wasser reichen, doch „Dangerous“ (SLS Musik/Soulfood) sollte eigentlich schon im März erscheinen. Nach dem etwas verunglückten Titeltrack und Opener findet die mit einer Deutschen verheiratete Frau aus Chicago schnell wieder zu alter Stärke zurück. Tracks wie „Catch 22“ und „A New Song In My Heart“ sind energiegeladen wie die Liveauftritte von Marla Glen.
Ich fang grad erst an, behauptet Curse. Der neue Song ist einer von zweien, die in das Best of-Mixtape des Mindener MCs eingesponnen wurden. „Einblick Zurück! Classic Cuts 1996-2006“ (Subword/SONY BMG) lässt über 40 Tracks die erste Schaffensdekade von Curse und seinen Mitstreitern nachvollziehen. Auch wenn der Mann mit „Classic“ den Mund vielleicht etwas zu voll nimmt, wird eines jedoch klar: Curse war (neben Torch) einer der (ganz!) wenigen wirklich guten deutschen Rap-Lyriker der Neunziger. Ob man ihn beim Wort nehmen kann, wenn er verspricht, er fange gerade erst an?