Ihre “Young Hearts Run Free”-Phase ist längst vorbei. Seit mehreren LPs präsentiert sich Candi Staton als gereifte Lady, die zwischen Soul, Blues und Gospel vermittelt. Zeugnis davon gibt „His Hands“ (Honest Jons Records), auf der die Sängerin ein Dutzend Songperlen inbrünstig intoniert. Ihre Simme hatte schon in der Disco-Ära einen hohen Wiedererkennungswert; jetzt, da die Stücke anspruchsvoller sind, wuchert sie mit diesem Pfund umso mehr. Candi Staton zeigt übrigens in „Running Out Of Love“ auch, wie nah sich Soul und Country (in seiner ur-amerikanischen – klischeefreien – Variante) manchmal kommen.Ganz auf die Klassiker verlässt sich Maysa. Die Sängerin, die ihre Stimme schon oft an Incognito ausgeliehen hat, borgt sich Standards von Teddy Pendergrass, Chaka Khan und Stevie Wonder, um sie für „Sweet Classic Soul“ (Shanachie/Just Records Babelsberg) neu einzusingen. Das haben viele gemacht in den letzten Monaten, u.a. Mica Paris. Auch bei Maysa konnte da nicht viel verkehrt gemacht werden. Lest auch die ausführliche CD-Besprechung von Oliver Springer!
Alte Bekannte sind Massive Attack, die mit „Collected“ (Virgin) eine – nomen est omen – Kollektion zur Schau stellen, die Trip-Hoppiges aus der letzten Dekade des vergangenen Jahrhunderts feilbietet. Die Greatest Hits „Safe From Harm“ und „Unfinished Sympathy“ sind natürlich auch dabei. Zitiert sei an dieser Stelle DJ Bobo. Bevor er keine CDs mehr verkaufe, verkaufe er lieber Best Of’s – das ist natürlich das Einzige, was sich bei dem Schweizer Bäcker und den Briten überschneidet.
Der englische MC Derek Sway reicht nach mehreren Street Tapes sein Demoband ein. „This Is My Demo“ (PIAS) ist beachtenswert, gelingt es Sway doch, viele Zutaten zu verarbeiten, ohne das ein überwürzter Brei entsteht. Grime, R&B, Pop – und ein MC, der zu unterhalten vermag. Anspieltipp ist „Little Derek“, das mit einem Orgel-Loop und witzigem Text hängen bleibt. Nur für beinharte Deutschrap-Fans ist „3Komma5 Promille“ (Global Mutation/Neo) von T. Wonder ein Thema. Die Lyrics nerven, die Skits nerven und diese „Wir sind sowieso viel zu fresh für das game“-Attitüde nervt erst recht. Erst zum Schluss zeigen die Jungs aus Dresden-Klotzsche mit „Ich sehe“, das sie durchaus beobachten und die Impressionen in Texten spiegeln können. Dennoch kam schon Besseres (z.B. Electric Beat Crew) aus der Region.
Aus der Hauptstadt kommt der Mann, der über Punk zum Rap kam: Serk hat sein zweites Album „Diss mich is nich“ (Main Theme Records) in einem Aufnahmestudios für Pornofilme produziert. Es geht also zur Sache mit vielseitigen punchlines, Old School Electro Funk („Sieh mich an“) und kraftvollen Gastfeatures von Labelmate She-Raw. Die Single „Ich zähl die dunklen Tage“ könnte übrigens so etwas wie eine Frühlingshymne in der deutschen Szene in diesem Jahr werden. Die Sonne lacht auch in der Musik von Jamaram.
Die deutsch-amerikanische Band rührt in „Ooku Chaka!“ (Soulfire Artists) Afrobeat, karibische Klänge sowie Rap zusammen und wildert damit kräftig in Domänen, die Seeed, Culcha Candela, Gentleman und Ten Colors für sich gepachtet haben.