Gang Starr sind Geschichte – das erfuhr ich exklusiv von Guru während seiner Europatournee. Er hat neue Leute um sich geschart und macht mit ihnen, was er bereits mit Primo gemacht hat: Hip-Hop pur. Vom neuen Guru-Album “Version 7.0 The Street Scriptures“ (7 Grand Records) könnt Ihr demnächst mehr lesen hier bei rap2soul.de.„Let Me Love You“ machte über Mario den Namen Winans auch hier bekannt. Der steht eigentlich für eine Dynastie, die Gospel in nie gekanntem Ausmaß verwertet. Marios Tante CeCe Winans singt auf „Purified“ (PureSprings Gospel) von der frommen Botschaft derart, dass die LP glatt als Modern Soul-Album durchgeht. Ein bisschen weniger Pop hätte genügt, aber Songs wie „Pray“ lassen den Daumen heben.
Auch Vivian Green arbeitet an der Soulstanze, ist aber von der Massenproduktion weit entfernt. Ihre aktuelle Produktpalette, die fein ziselierte Songs umfasst, bietet sie auf dem zweiten Album „Vivian“ (Columbia/SMARIS) feil. Das kommt eher unspektakulär daher, weil sich die Potenz der Stücke erst beim wiederholten Hören einstellt, Liebhaber von LaToya London und Alicia Keys jedoch fesseln wird.
Auf offene Ohren wird auch Martha Redbone stoßen, probiert sie doch mal was wirklich Neues auf „Skintalk“ (Dôme Records) aus. Im Amerikanischen steht redbone für Kinder aus schwarz-weißen Beziehungen – die Sängerin vermischt auf ihrem fulminanten Debüt jedoch Soul mit den Genen der nativen amerikanischen Musik. Kurz und platt formuliert: Indianergesänge treffen auf 70s Soul. Diese – zugegeben haarsträubende – Verknappung entpuppt sich beim Hören als handfeste Überraschung und kleiner Meilenstein in der Weggeschichte des Soul. Ohne Übertreibung!
Familiär wie bei den Winans geht es bei den Norwoods zu. Brandy’s kleiner Bruder Ray J setzt zum großen Sprung an mit dem dritten Album „Raydiation“ (Sanctuary Records). Wenn die Musikwelt gerecht wäre, dann hätte er bereits vor knapp zehn Jahren mit dem guten R&B-Release „Everything You Want“ den Durchbruch geschafft. Damals wie heute singt die Schwester mit auf einem runden Album, das alle Flecken auf der Wiese des Modern R&B abgrast. Party Jams wie „Keep Sweatin’“ treiben den Schweiß und der Junge mit dem Waschbrettbauch sorgt mit souligen Balladen dafür, dass andere Körperflüssigkeiten nicht zu kurz kommen. Hinter Usher braucht sich Ray J nicht (mehr) zu verstecken; und wenn die Welt gerecht wäre, würde er ebenso viele Kopien verkaufen. Yeah!
Noch etwas für Augen u n d Ohren: In-Akustik lädt ein zu „Mountain Stage: An Evening With Buddy Guy, The Holmes Brothers And Pinetop Perkins“. Auf der kultigen Bergbühne in Charleston, West Virginia haben die Herren 2001 mehrere Konzerte gegeben für die gleichnamige US-Fernsehreihe. Guy und Perkins sind Legenden, welche die Elektrifizierung des Blues noch mitgestaltet bzw. durchlebt haben. Und die Gebrüder Holmes zeigen, wie harmonisch ein Treffen der engen Verwandten Soul und Blues abläuft. Knapp anderthalb Stunden läuft der Film, der erstmals in Europa gezeigt wird.