Black Music jenseits der gängigen Stereotype präsentiert Stereotyp aus Wien. The Sound of Vienna? Ja und nein, denn „Keepin’ Me“ (G-Stone Rec.) ist weder krud noch dorfmeisterlich, sondern eine in Dub und Electronica verwurzelte Studiofrickelei mit viel Seelengehalt und Tiefgang. Der Bastler Stefan Moerth, der sich hinter Stereotyp versteckt, hat für sein zweites Album zudem eine überzeugende Sängerin angeheuert, die zwar Sandra Kurzweil heißt, aber wie Lauryn Hill klingt.Langeweile kommt bei dieser CD jedenfalls nicht auf, eher Hunger nach mehr. Der wird gestillt mit einem jazzigen Beisammensein in der Küche von Thomas Siffling. Der Trompeter lässt sich auf „Kitchen Music“ (Jazz’n’Arts Records/Soulfood) tief in die Fleischtöpfe schauen. Entspannter Jazz findet sich da, der ebenso gut in die Bar passen würde.
Ein bekannter Mannheimer Sterne-Koch bindet sich für einen Song übrigens die Schürze um. Xavier Naidoo erzählt zur Trompete eine Begegnung der anderen Art („Kuglblids“). Nette Idee am Rande: Siffling liefert die passenden Rezepte für die kitchen parties gleich mit. Wer Gerichte wie „Sifflingknödel“ oder „Blue Note Gumbo“ testen will, kann mit der Anleitung locker den Löffel schwingen.
Locker und leicht kommen die Lieder daher, die Lisa Doby auf „Free 2 Be“ (Jazzhaus Records) eingesungen hat. Zu orten irgendwo zwischen R&B, Singer/Songwriter, Rock und Beat (sie interpretiert auch „Eleanor Rigby“!) hat die Frau eine eigenständige Linie gefunden. Stellenweise beschwört sie dabei Vergleiche herauf mit starken Frauen wie Tracy Chapman und Joan Armatrading (remember „Drop The Pilot“? Von der aus St. Kitts stammenden britischen Liedermacherin ist für das Frühjahr ein Album angekündigt!). Lisa Doby ist jedenfalls eine Musikerin, die man – nach dem Hören ihrer Platte – möglichst schnell live auf einer Bühne sehen will.
Prince liebt die große Bühne. Vor einer weltweiten Kulisse wird er Anfang Februar beim Superbowl im American Football in Miami ein Medley seiner größten Hits zum Besten geben. Songs, die ans Herz gingen und gehen. „The Song Of The Heart“ heißt der jüngste Streich von Roger Prince Nelson, den er für den Soundtrack „Happy Feet“ (Warner Sunset/Atlantic) komponiert hat. Der Pinguin-Film soll ja jung und alt – äh – weniger junge ansprechen. Deshalb ist der Sampler kunterbunt: von den Beach Boys bis zu den Brand New Heavies; von K.D. Lang bis zu Nicole Kidman, die wieder singt.
Besonders angenehm hört sich neben Prince ein „One-Soundtrack-Stand“ an: Patti LaBelle, Yolanda Adams und Fantasia Barrino glänzen mit der Gospelhymne „I Wish“. Die Beach Boys haben einen weiteren Song freigegeben für den Soundtrack „The Departed“ (Warner Sunset/Warner Bros.). Zwar zielt die Playlist mit den Stones, The Band und Dropkick Murphys eher auf gestandene Rocker ab.
Liebhaber des älteren R&B finden aber mit LaVern Baker und „Tweedle Dee“ mindestens eine Perle. Und gesehen haben muss man „The Departed“ sowieso. Ebenso wie „Idlewild“ (ich hätte OutKast einen solchen Art House Kinofilm nicht zugetraut) und „Das Streben nach Glück“, auch wenn der letztgenannte Streifen von den Kritikern einiger deutscher Regionalzeitungen in Unkenntnis der amerikanischen Realität unter Reagan fast schon sträflich missverstanden wurde.