Wahrscheinlich ist der Mann von Steely Dan verrückt, genial oder beides. Denn er schließt eine Trilogie ab, die er 1981 mit „The Nightfly“ eröffnete. Nach dem genialen „Kamakiriad“-Album von 1993 ganze dreizehn Jahre später der Schlusspunkt. „Ich schätze, man könnte die LP auch „Apocalypse Wow“ nennen, denn nichts ist sexier als die Apocalypse“, scherzt Donald Fagen.
In der Tat bannt er ein stellenweise düsteres Szenario auf die Leinwand, wenn er über die Endlichkeit des Lebens, innere und äußere Sicherheiten sowie Liebes- und Lebensschmerz nachgrübelt. Donald Fagen ist kein und war nie ein richtig guter Sänger, muss er auch nicht sein, weil er ein nachdenklicher Philosoph ist. Zudem sitzt jeder Ton unverrückbar und – weil das System über Jahre so ausgeklügelt wurde – kippt das Ganze zurück ins Positive.
Dieser coole Mix aus groovigem Jazz, Soul, Funk und Rockzitaten ist – die Erscheinungsweise der Soloalben dokumentiert dies – jenseits von Moden und nur als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Donald Fagen gelingt das Unterfangen, anspruchsvolles Singer/Songwritertum auf musikalisch höchstem Niveau eingängig und leicht locker geschlagen zu servieren. Das kommt selten vor.
Donald Fagen hatte sich natürlich Zeit gelassen: abseits vom großen Popzirkus drückten keine Studiotermine oder Geldsorgen, da konnte großes Kino abgedreht werden. „Morph The Cat“ ist eine Platte für Leute, die Platten noch kaufen. Wer es sich angewöhnt hat, nur zwei, drei Songs á Vier Minuten in den I-Pod zu packen, sollte Abstand halten, denn er würde auf Fun verzichten und ein zeitloses Popalbum zerstören.
Künstler: Donald Fagen | Album: Morph The Cat | Label: Reprise Records/Warner Germany | VÖ: 10. März 2006