Wie kann man sein Label „Geil Records“ nennen. Das war der erste Gedanke. Das Label präsentiert das Album eines jungen Tunesiers namens Agrip Nassim. Das Album in prima Blechdose heißt „Hayet“, was soviel bedeutet wie „Leben“.
Der Skorpion im Namenszug, dem auch ein Song gewidmet ist, wird wohl Zeichen für diesen neuen Rappers, der durch kritische Texte auffällt. Vielleicht eine Anlehnung an Falco´s „Jenny“, die Single „Blutiger Staub“ wird mit gesprochen Nachrichten eingeleitet, setzt sich dann mit den USA und ihrem Präsidenten George W. Bush auseinander und seine, immer wieder im Raum stehenden, Kriege für Erdöl, wie Agrip meint, und klagt an, nicht Menschen für ihre Religion vor zu verurteilen.
Gezeichnet ist das Album weitgehend durch geniale Reime eines jungen, der sich mit seinem Leben, seinem Glauben und der Weltpolitik auseinandersetzt, dabei nicht nur sprachlich sein Hessen demonstriert.
Der Track „Hessenstyle Kanaken“ mit Dinar erklärt den neuen Block in Richtung Berlin. Sind wir jetzt am Ende von Aggro? Daran glaube ich nicht, hallo ich bin Berliner! Auch ob das Versprechen „Ich hol Rap wieder nach Hessen“ eingehalten wird muss sich zeigen.
Beeindruckend dann die Auseinandersetzung mit dem Dauerkonfliktherd „Palästina“. Wer hart ist, ist auch weich und einfühlsam, vor allem die Songs mit Bea Steel, wie „Wenn die Sterne weinen“ oder Laura „weit fort“ bzw. „Herz“ und „Erlösung“ zeigen das. Reden wir über eine gute Tradition. Viel guter deutscher Rap erreichte und aus Frankfurt. In diese Tradition kann sich Agrip Nassim einordnen.
Künstler: Agrip Nassim | Album: Hayet | Label: Geil Records | VÖ: 28. Juli 2006