Den Schwestern aus Inglewood in Kalifornien gebührt der Preis für das „Weihnachtsalbum des Jahres“ schon allein wegen des Titels, der zwar auf der Hand lag, aber auf den man erst einmal kommen muss. Und auch sonst haben Erica und Tina Campbell d a s Weihnachtsalbum des Jahres eingespielt.
Während viele andere Künstler jedes Jahr aufs Neue die immer gleichen Lieder neu einspielen, wird hier nicht eine x-beliebige Aufnahme von X-Mas-Classics wie „Rudolf The Red Nosed Reindeer“ abgeliefert. Das Duo intoniert zwar auch Bekanntes wie „Hark The Herald Angels Sing“ und „Have Yourself A Merry Little Christmas“, setzt dabei aber eigene Akzente. Beweis ist das fantastische gesungene „Carol Of The Bells“.
Der Rezensent kann hier guten Gewissens eine Phrase aus der Tasche ziehen, die seit seinen Stilistik-Seminaren an der Uni auf der schwarzen Liste der verbotenen Begriffe steht. Aber es sind einfach „gelungene Interpretationen“… Beim Opener „’Tis The Season“ kommt die Vorfreude in der Adventszeit rüber, selbst R&B-liebende Weihnachtsmuffel werden Lichterketten und glitzernde Lametta danach anders betrachten. „California Christmas“ streichelt dann die mitteleuropäische Seele in Zeiten des Klimawandels.
Wir profitieren ja (zunächst…) davon, indem wir dieses Jahr – rein wettermäßig – kalifornische Weihnachten feiern: Mary Mary’s Blick aus dem Fenster – „No Snow On My Street“ – hier sieht’s genauso aus, nur der Pazifik fehlt. Mary Mary’s Album fehlt es an nichts, das Liebhaber von R&B und Contemporary Gospel vermissen könnten. Einzig und allein bei der Albumlänge hätten die Schwestern (www.mary-mary.com) noch nachbessern können, weil viele der Stücke vergleichsweise kurz sind.
Das soll die Vorfreude aufs Fest aber nicht trüben. Wer dieses Album auf den Gabentisch, unter den Tannenbaum oder in den Player (ein-) legt, macht nichts falsch. Wir wünschen also „A Mary California Christmas 2006“!
Künstler: Mary Mary | Album: A Mary Mary Christmas | Label: Smi Col (Sony BMG) | VÖ: 20. Oktober 2006