Das witzigste am neuen Puffy-Album ist der zweideutige Titel. Ansonsten tischt der Produzent von R&B-lastiger Hip-Hop-Massenware ein Menü auf, das für alle etwas bereithält. Unter den wie bei einem Mixtape verbundenen 16 Tracks gibt es für jeden Geschmack etwas: „Come To Me“ und „Tell Me“ feat. Christina Aguilera für diejenigen, die alles schlucken, was ihnen aus den Charts eingeflößt wird.
Und viel dancelastiges Material wie „Last Night“ und „Special Feeling“, bei dem der Beatbauer Sequenzen aus den 80er Jahren zu einer durchaus schmackhaften Soße angedickt hat. P. Diddy zeigte auf seinen bisherigen Soloalben, dass er mehr kann als take-a-hit-make-a-hit-shit wie „I’ll Be Missing You“. Das ist bei „Press Play“ ähnlich.
Auch diesmal ist Sean Combs nicht plötzlich zum Storyteller mit dem flow eines Jay-Z wach geküsst worden. Der Mann weiß um das, was die Claqueure aus seinem Umfeld nie zu sagen wagten: seine Reimkünste bleiben bescheidenen und er kauft sich deshalb die entsprechenden Kompetenzen zu. Das P. Diddy als Produzent mehr als nur Bubble Gum im Angebot und ein feines Gespür für druckvollen Sound hat, unterstreicht der Bad Boy-Gründer wieder mal.
Auch wenn er von einigen Klugsch*ißern aus der Rapszene als ein „Dieter Bohlen des Hip-Hop“ abgetan wird – verdient hat der Entrepreneur dies nicht.
Künstler: P. Diddy | Album: Press Play | Label: Bad Boy Records / Warner | VÖ: 13. Oktober 2006