Kaum sind die Neptunes nicht am Regler, fehlt Ms. Jones der große Hit. Zwar kickte die 808 „Bossy“ in die Clubs, aber der Track war bei weitem nicht so gut geschüttelt wie „Milkshake“. Dazu kam, dass sich die Frau aus Harlem immer mehr anhört wie Princess Superstar.
Diese gesangliche Parallele zu der New Yorkerin lässt sich leider oft ziehen auf dem Album, das an einem ohrenfälligen Mangel an Hitsingles laboriert. Nur „Blindfold Me“ mit freundlicher Unterstützung von Nasir Jones und die Booty-Hymne „Weekend“ erfüllen diesbezügliche Erwartungen. Andererseits beweist die 26-Jährige viel Mut mit ihrer Entscheidung, keine Blaupause von „Tasty“ produzieren zu lassen.
Sie zitiert in „What’s That Right There“ aus der angesagten Hip-Hop-Strömung Hyphie und hat an vielen Stellen hübsche Ideen versteckt, die sie offenbar nicht auf ihrem Debüt ausleben konnte. Zudem sucht sie bewusst die Konflikte, auch wenn der Clash mit rockigen Klängen („I Don’t Think So“) zu ihren Ungunsten ausfällt. Kelis sieht sich selbst als „Hip-Hoprockpopstar“, und das fällt ihr zumindest beim Airplay auf die Füße. Denn dieses verspielte Experimentieren wie in „Like You“ hätte – wenn – dann auf dem Album nach „Kaleidoscope“ stattfinden müssen.
Es gehe ihr nicht in erster Linie darum, dass sich ihre Sachen verkauften, lässt Kelis verlauten. Es gehe ihr um Musik. Und da ihr Mann Nas auch noch zum Familieneinkommen beiträgt und der breadwinner ist, könnte sie sich sogar einen stolzen Flop leisten, ohne rot zu werden.
Künstler: Kelis | Album: Kelis Was Here | Label: LaFace Records/Virgin | VÖ: 7. September 2006