Sie sieht tatsächlich aus wie 20, und dabei spielt Michaels Schwester mit dem Titel nur auf ihre Berufserfahrung an. Eine Karriere mit Höhen und Tiefen, die sie auch diesmal auf Höhen (am Albumanfang und –ende) führt und ein Tal (in der Mitte) durchschreiten lässt.
Die Langzeitproduzenten Flyte Tyme mussten Kompetenzen abgeben an Langzeitfreund Jermaine Dupri, der seiner besseren Hälfte einen Einstieg nach Maß verschafft. Mit den ersten Songs, die ein bassbetontes Drillings-Medley bilden, macht Janet gehörig Dampf – so hätte es das ganze Album weitergehen können.
In der Mitte (abzüglich der interludes gibt es 12 Tracks) die erste und einzige Untiefe „This Body“, in der die Jackson etwas hilflos zwischen Gitarrenriffs und Electonica hin und her rudert. Danach kommen ein paar R&B-Songs wie „Daybreak“ und die Single „Call On Me“, die eingängig und nicht schlecht sind, aber auch nicht groß auffallen. Und in dem Moment, als Dupri kurz das Studio verlässt, ziehen Jam & Lewis mit dem groovigen Gute-Laune-Gebäck „Enjoy“ das beste Stück dieser Platte aus dem Ofen.
„Enjoy“ erinnert an „That’s The Way Love Goes“ und steht in der ewigen Bestenliste von Janet Jackson-Songs weit oben. Auch die balladesken Aussteiger „Take Care“ und „“Love 2 Love“ flankieren den Aufwärtstrend der Schönheit, der sich mit „Damita Joe“ bereits andeutete (lest auch meine Besprechung dieses Albums hier bei rap2soul.de!).
Die Fans werden die Sounds aus dem So So Def-Labor wohlwollend aufnehmen – und auch wenn es etwas aufstößt, dass die Platte von RTL 2 beworben wird und Busse mit Jackson’s Konterfei durch Großstädte fahren – ein Nippelgate gab es dieses Jahr nicht. Janet bleibt die „schwarze Madonna“ und damit ein wandlungsfähiger Popstar. Und – anders als Madonna – sieht sie auch noch aus, als wäre sie gerade einmal „20 years old“…
Künstler: Janet | Album: 20 Y.O. | Label: Virgin Records America/EMI | VÖ: 22. September 2006