Keyshia Cole – The Way It Is

Ich bin begeistert! Keyshia Cole bringt den modernen R&B voran, wie nur wenige – und es gibt ja einige, ein Mangel an Frischlingen herrscht wirklich nicht! So knusprig wie bei dieser jungen Frau aus Oakland, Kalifornien klingt es bei der Konkurrenz meist nicht, wenn sie ihre Gefühle singender Weise rauslassen. Keyshia Cole hat diesen extra Biss und ihr Sound klingt – in Maßen – auch eigenständig, was sich leider über sehr wenige Künstler in diesem Genre sagen lässt.

Beeindruckend an „The Way Is Is“ ist die Coolness, mit der die Künstlerin ihre Songs präsentiert. Gerade wenn sie emotional stark aufdreht, scheint sie nicht ans Limit zu gehen, sondern satte Reserven zu haben. Manchmal wirkt sie dadurch zwar etwas distanziert (wie bei „Love“) andererseits auch einfach klar und fokussiert. Typische Debütalben 21jähriger R&B-Sängerinnen klingen anders, vor allem nicht so routiniert. Letzteres hat sicher auch damit zu tun, dass Keyshia Cole schon fast ihr ganzes Leben das Ziel hatte, Musik zu machen und so beispielsweise im alter von zwölf mit MC Hammer gearbeitet hat.

Auch was Gefühle und Beziehungen – R&B-Thema Nummer 1 halt – angeht, zeigt sich Keyshia Cole erwachsener sowie weniger romantisch. Trotzdem ist es gerade ihre Fähigkeit, große Gefühle durch massiven Stimmeinsatz aufzubauen, dem sie einen Großteil meiner Begeisterung verdankt.

Genauso gewichtig ist der starke Einsatz von Hip-Hop-Rhythmen mit denen sie sich von anderen Künstlerinnen abhebt. Die Produktion (darunter von Ron Fair, der sie auch entdeckt hat, Kanye West, Krucial Keys und Chink Santana) gefällt durch das Wagnis, auch mal ein paar neue Ideen auszuprobieren, ohne dass hier experimentieren begrifflich passen würde – mit „The Way It Is“ wird R&B nicht anders, sondern nur ein Stück schnittiger.

Wollen wir sie hingegen doch mit anderen messen, ist „The Way It Is“ vom Feeling am besten mit „The Breakthrough“ von Mary J. Blige zu vergleichen. Ich gehe sogar noch weiter und nenne Keyshia Cole „Princess Of Hip-Hop Soul“! Sie ist heute schon weiter als Mary J. es bei ihren ersten beiden Longplayern war. Dass sie 2005 einen „Next Award“ bei den Vibe Awards bekommen hat, zeigt in die richtige Richtung: Diese Frau hat das Potenzial, zur nächsten Königin zu werden.

Keyshia Cole hebt sich auch stimmlich von einigen anderen Newcomern ab: kein dünnes Stimmchen, dass nur dank moderner Technik gut klingt, sondern eine Stimme voller Kraft, wieder erkennbar mit Persönlichkeit.

FAZIT: „The Way It Is“ bringt Qualitäts-Mainstream-R&B, der frisch und der großen Masse weit voraus ist.

Künstler: Keyshia Cole | Album: The Way It Is | Label: A & M Reco (Universal) | VÖ: 5. Juli 2005

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Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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