Sie hätten ein weiteres Dirty South-Album mit wuchtigen Bässen machen können, doch die Zwillinge haben einen Weg mit höherem Schwierigkeitsgrad ausgewählt. D-Roc und Kaine lassen bewusst keine Experimente aus. Das mutig geschnipste Flüster-Lied „Wait“ war nicht Verirrung, sondern Kompass für ihre Ode an die Heimat. Wo sonst sollen unkonventionelle Sounds entwickelt werden, wenn nicht in dieser Boomtown, die als das „New York des Südens“ gilt?
„The Whisper Song“ erfährt seine direkte Fortsetzung mit dem minimal instrumentierten Porno-Hörspiel „Pull My Hair“. Unter der Ägide des Bass-Wegbereiters Mr. Collipark, der früher als DJ Smurf wegweisende Bootyscheiben veröffentlichte, wird zusammengefügt, was bislang getrennt war. Exemplarisch für die Marschrichtung ist die Hymne „Long time“: die Twins rotzen ihre crunken Raps hin und durch Anthony Hamiltons Gesang entsteht ein völlig neuer Spin-Off – Crunk ‚N‘ B hatten wir schon mit Ciara – wie wäre es mit Crunk ‚n’ Soul? Mit „Bedroom Boom“ zerren die Twins ihren Boom-Sound sogar in die Schlafzimmer.
Zwischen diese Spin-Offs streuen die beiden basslastige Booty-Jams wie „Ghetto Classics“ und „The Walk“, die die Floors erschüttern ähnlich den asphaltdeckenbrechenden Monstern in Spielbergs „Krieg der Welten“. Die Vereinigten Staaten von Atlanta sind mit Lil Jon und So So Def Records schon lange kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte. Mit diesem unorthodoxen Release haben sie sich aber endgültig vom bloßen No Coast-Hype separiert.
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Künstler: Ying Yang Twins | Album: (U.S.A.) United State of Atlanta | Label: TVT Records | VÖ: | Album des Monats: Juli 2005