Ein Sprichwort sagt: Liebe geht durch den Magen. Angenommen, das trifft zu, schaut Will Downing auf dem Cover zu „Soul Symphony“, als ob er in der Hinsicht schwer an etwas zu knabbern hätte. Wobei seine Hand – von der auf dem Bild nur wenig zu sehen ist, über seinem Herzen zu liegen scheint.
So dramatisch kennt man den Mann aus Brooklyn gar nicht, steht er doch für eine Art von R&B, die zumindest klanglich kuschelige Beständigkeit vermittelt. Zum Glück für seine Fans bleibt er musikalisch auch beim bewährten Sound. Was mich an diesem Künstler fasziniert, ist dem Umstand, wie sehr er bei seinem nun einem Dutzend Alben seinem Stil treu geblieben ist – weniger faszinierte Fans könnten auch meinen, dass seine Ideen eigentlich nur für ein Album gereicht hätten.
Entsprechend lässt sich seine sanfte Bariton-Stimme auch als einschläfernd empfinden. Oder man freut sich so wie ich, dass dieser Sänger einfach die Ruhe weg hat bei seiner Kunst, sich weder vom Tempo noch von Trends bei Stil und Produktion treiben lässt. Fast schon revolutionär wirkt so das Lied „Soul Steppin’“ – in dem Sound, den R. Kelly neu belebt hat. Ansonsten ist auch „Soul Symphony“ wieder eines dieser Alben, bei denen ich mir sehnlichst eine zweite Scheibe mit Remixen wünsche, denn obwohl ich die meist auf das Allernötigste beschränkte Produktion schätze, stelle ich mir oft vor, was sich aus dem hervorragenden Material noch alles machen ließe. Damit könnte Will Downing auch richtig groß in den Charts abräumen, so bleibt er ein Geheimtipp für anspruchsvolle Fans des Genres.
Besonders schön ist der Track „Superstar“, der auch ein wenig aus der Reihe fällt, denn hier interpretiert Will Downing das erste Mal ein Lied, das durch Luther Vandross bekannt wurde. Diesen Weg sollte er weitergehen! Auch wenn kein Mangel an Coverversionen von Luthers Songs besteht, wäre Will Downing der richtige Mann für ein komplettes Tribute-Album.
Auch „What’s It Gonna Be“ ist durch einen anderen großen R&B-Sänger bekannt geworden: Brian McKnight sang das Lied für sein „Superhero“-Album. Will Downing kann hier mindestens mithalten, wenn er nicht sogar die bessere Version liefert.
FAZIT: Wer schon die vorigen 11 CDs von Will Downing im Regal stehen hat, macht auch mit Nummer 12 keinen Fehler. Ansonsten gilt: Auf ein Album wie „Soul Symphony“ muss man sich einlassen, Zeit mitbringen und am besten einen Partner bzw. eine Partnerin, um gemeinsam dazu auf der Couch zu schmusen. Denn dafür ist dieses Album perfekt.
Künstler: Will Downing | Album: Soul Symphony | Label: Grp (Universal) | VÖ: 7. Oktober 2005