Eine überaus spannende Soul-Trilogie ist vollendet. Auch im letzten (?) Kapitel schwingt in jeder gesungenen Note der Blues mit, den Vater Syl an die Tochter weiter gereicht hat. Selbst Partymaterial wie „He Makes Me Say“ bekommt dadurch eine leichte melancholische Nuancierung. Die Johnson klagt aber mit einer Leichtigkeit, die die Freude am Tanzen nicht nimmt.
Dafür sorgt auch Förderer R. Kelly, der den Einstieg ins Album mit seinem Chicago Steppin’ Sound auf „Hypnotic“ und „Special Occasion“ prägt. Das klingt gut; das hätte aber auch bei vielen anderen Kolleginnen gut geklungen. Wenn sich The Pied Piper dann zurücknimmt, kann die Johnson richtig auftrumpfen. Ihre Stärken liegen in über mittlere Tempi transportierten Liebesgeschichten, für die sie sich Duettpartner wie Anthony Hamilton und Common heranzieht. Das passt einfach.
Es gibt im Soul sicher voluminösere Stimmen, Syleena Johnson aber gehört zu den charakterfesten. Ihr Organ umschließt mehrere Pole; ist kraftvoll und zerbrechlich im selben Moment. Auf ihrer dritten Platte nimmt man dies noch deutlicher wahr als bisher – die Sängerin ist präsenter und selbstbewusster. Dem Soulliebhaber wird das auffallen und gefallen.
Künstler: Syleena Johnson | Album: Chapter 3: The Flesh | Label: Zomba (Sony BMG) | VÖ: 14. Oktober 2005