Nas – Street’s Disciple

Die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus, und – klar – auf eine Platte passte das alles nicht. Nas braucht die Doppel-LP, um seine Lyrik loszuwerden. Die Reime sind immer intelligent, durchdacht und voller Gesellschaftskritik.

Exemplarisch sei nur „Coon Picnic“ herausgehoben: Nas teilt kräftig aus, indem er den Status von Stars wie LA Lakers-Mann Kobe Briant hinterfragt und die alten Kartoon-Helden über die von den Hochglanzmagazinen gehypten Society-Typen stellt. Beattechnisch gibt es meist die gewohnte Kost, etwa in „Remember The Times“. Und wenn Nas sich bei bekannten Themen bedient, dann mit Anstand: Earth, Wind & Fire’s „Fantasy“ erlebt eine Wiedergeburt in „Live Now“; einem Song, der dazu aufruft, das Leben im Jetzt zu genießen, da es keine Garantie auf ein Dasein nach dem Tod gibt.

Ein kleines Kunstwerk an sich ist auch „You Know My Style“, wo mit der Unbekümmertheit eines kleinen Kindes mit Electro Funk-Elementen gespielt wird. Diese Bausteine greift Nas später nochmals auf in „U.B.R.“, seiner Verbeugung vor Rakim. Selbst ein Cover des Iron Butterfly-Klassikers „Ina Gadda Da Vida“ bekommt Nas hingebogen, ohne das es zurechtgebogen wirkt.

Natürlich sind bei zwei Dutzend Songs einige Füller beigemischt. Die stören den Hörgenuss wenig, da Stücke wie „Bridging The Gap“ – die verdienstvolle (Familien-)Zusammenführung von Blues und Hip-Hop – im Langzeitgedächtnis bleiben.

Künstler: Nas | Album: Street’s Disciple | Label: Columbia/SONY | VÖ: 29. November 2004

Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".