Der Titel „Naked“ ist übertrieben, kurbelt allerdings die Verkaufszahlen an. Offiziell heißt es, Marques Houston möchte uns auf diesem Album besonders viel über sich selbst, sehr viel Persönliches erzählen, nicht verdecken, daher stamme der Titel. Außerdem hätte er keine Angst, seine Gefühle zu zeigen.
Von dieser Verkaufsmasche mal abgesehen, kommen die Fans von solidem R&B auf ihre Kosten, auch wenn das Album so produziert ist, dass nicht nur ein exklusiver, kleiner Kreis daran Gefallen finden soll. „Qualität für den Massenmarkt“, das wär’ doch mal ein hübsches Etikett!
Knapp kalkuliert wurde auch beim Video zum Titelsong „Naked“. Damit meine ich nicht, dass sich Marques Houston in den meisten Einstellungen komplett die Kleidung gespart hat – immerhin, der Mann ist gut trainiert! – das Video musste mehrmals überarbeitet werden, damit die amerikanischen TV-Sender sich überhaupt trauen, es auszustrahlen. Die Endfassung ist handzahm, doch die Neugier des Publikums wurde geweckt.
Die hohe Qualität dieses Longplayers ist natürlich nicht das alleinige Verdienst des Künstlers, aber doch zu einem guten Stück. So ist Marques Houston auch Executive Producer von „Naked“ und einfach auch schon ewig – noch dazu mit Erfolg! – im Musikgeschäft; der Mann hat Erfahrung.
„Naked“ hat er mit seinen 23 Jahren als junger Mann veröffentlicht, doch schon 1994 erschien das erste Album des Trios Immature mit dem bezeichnenden Namen „Playtyme Is Over“, der kleine Marques war damals 11 Jahre alt. Im selben Jahr trat er das erste Mal in der Sitcom „Sister, Sister“ auf, noch mehr Black Music Fans kennen ihn aus dem Musikfilm „You Got Served“ (in Deutschland als „Street Style“ veröffentlicht), in dem er mit den B2K-Jungs vor der Kamera stand.
Für alle, die von diesem R&B-Album noch nichts gehört haben: Es hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Solodebüt von Omarion, was auch nicht verwundert, Marques hat seinem jüngeren Bruder nicht nur als Mentor beigestanden, sondern „O“ auch produziert.
Im Vergleich zu seinem eigenen Solodebüt „MH“ von 2003 fallen zwei Dinge auf: Mit 11 Tracks fällt diese Lieferung nicht eben üppig aus, was angesichts der hohen Qualität indes zu verschmerzen ist. Zum Zweiten: „Naked“ ist – dem Titel zum Trotz – eine Stufe reifer als der Erstling des Künstlers.
Künstler: Marques Houston | Album: Naked | Label: TUG / Universal | VÖ: 31. Mai 2005