Viersaitig und vielseitig – der Virtuose hat auf seinem sechsten Soloalbum nicht nur Bassfetischisten im Auge, sondern zirkelt einen Kreis von Jimi Hendrix über Edgar Winter bis Beethoven. Das ist (sehr) weit abgesteckt, aber Miller ließ sich noch nie stilistisch eingrenzen.
Natürlich wird er Widerspruch ernten für seine jazzige Interpretation der „Mondschein Sonate“. Respekt ebenso. Und Hochachtung bei dem, was ihm aus dem Bauch heraus gelingt: ultra-funkiges Slappen bei Stevie Wonder’s „Boogie on Reggae Woman“ und „Girls & Boys“ (Gastsängerin Macy Gray hört sich an, als hätte Prince diesen Song nur für sie geschrieben).
Musiker wie Joey Kibble von Take 6, Lalah Hathaway und Kirk Whalum runden die LP ab, die neben den teils gewagten Interpretationen mit sieben eigenen Kompositionen Millers aufwartet. Er bricht damit erneut aus dem geschlossenen Kreis der Jazzenthusiasten aus. Das Schöne am Jazz sei, das er fast alles behandeln könne, sagt der Bassist.
Der Beweis sei, das Hendrix’ „Power of soul“ und Beethovens „Moonlight Sonata“ auf dem gleichen Album seien und es sich cool anhöre. Sicher nicht alle, aber viele werden mit ihm d’ accord gehen können.
Künstler: Marcus Miller | Album: Silver Rain | Label: 3 Deuces Records/Dreyfus | VÖ: 21. Februar 2005