Auf seinem neuen Album vollzieht der Protagonist der Bewegung den Ausverkauf, denn Crunk kann man jetzt auch trinken: „Crunk Juice“ ist der Soundtrack zum Energy-Drink. Die LP beginnt vielversprechend mit wuchtigen Bass Tracks, denen der Durchbruch auf breiter Front durchaus gegönnt sei.
Nichts für den intellektuellen Diskurs, sondern hyperdick produziertes Material zum Feiern, Tanzen und Cruisen. Dabei probiert Lil‘ Jon auch Neues aus, indem er seine Bassmusik der langsamen Gangart mit sägenden Gitarrenriffs unterlegt, ohne in herkömmliche Crossoverklänge abzudriften. Ein erster plumper Shout Out von Chris Rock (zwei ebenso plumpe folgen …) markiert dann unvermittelt den Bruch: die zweite Halbzeit des Albums wird mit Gastbeiträgen der üblichen Verdächtigen bestritten, die weite Teile der urbanen Musikproduktion abdecken. Usher, Ludacris, Snoop Dogg und R. Kelly geben sich die Studioklinke in die Hand.
Spätestens jetzt ist Crunk also im Mainstream angekommen, seine Wucht und Kraft einer unaufdringlichen Radiofreundlichkeit gewichen. Kurz vor dem Schluss wendet sich wieder alles zum Guten: die Neptunes artikulieren in „Stick That Thang Out“ ihre Auffassung von Bass, indem sie die Refrains der größten Old School Booty-Hits in ein aufs Nötigste reduziertes Soundkorsett zwängen. Und damit findet die LP nach einem ordentlichen Start ein versöhnliches Ende.
Künstler: Lil‘ Jon & The East Side Boyz | Album: Crunk Juice | Label: | VÖ: 29. November 2004