Ian Martin singt nicht auf seiner CD, er ist vor allem Bass-Spieler und dazu noch Songwriter und Produzent. Dennoch ist „The Way“ – auch wenn er eine ganze Reihe von singenden Gästen hat – ein in sich stimmiges Album. Bei seinem Debüt „The One“ aus dem Jahr 2000 sieht er das selbst dagegen etwas anders, das sei einfach eine Sammlung von ganz unterschiedlichen Songs gewesen, die nie als Teil eines Albums konzipiert waren. Damit ist für Ian Martin sein zweiter Longplayer von 2005 eigentlich sein erster.
Mit Stimmen wie der von Sy Smith, Gavin Christopher, Jeff Robinson, Jill Zadeh, Jason Joseph, Kes Stanton, Robyn McKelle, Kandace Lindsay und Tim Owens hat Ian Martin ein ausgesprochen lebenslustiges Werk geschaffen, das im Vergleich zum ersten Album deutlich an Geschwindigkeit zugelegt hat. Seltsamerweise klingt sein Sound seit seinem Umzug von Toronto – der Mann ist Kanadier! – nach Los Angeles stellenweise sehr britisch. Passenderweise ist meine Pressung der CD auch von Expansion Records. Allerdings war es auch eine Platte der britischen Pop-Band Level 42, die es ihm in seiner frühen Jugend besonders angetan hatte und ihn dazu antrieb, mehr über Soul und Jazz herauszufinden. So ganz große musikalische Auswahl hatte er als Sohn eines Pastors auch nicht, weil weltliche Musik zuhause verboten war, dafür musste er einen Onkel besuchen, der immerhin eine große Plattensammlung hatte.
Sicher auch dank der zahlreichen Gäste klingt “The Way” sehr abwechslungsreich: die Soul- und R&B-Ära der 80er schimmert zum Teil durch, dann kommen Jazz-Funk und Latin-Jazz zum Einsatz, von Slow Jams bis zu Stücken mit über 100 BPM ist alles vertreten. Müsste ich mich unbedingt für eine Einordnung entscheiden, würde ich Smooth Jazz sagen. Doch während viele Musiker des Genres hauptsächlich beliebte Soul- und R&B-Lieder neu interpretieren, sorgt Ian Martin für rundum frische Tracks – bis auf seine interessante Interpretation von „Tell Me If You Still Care“ (von der SOS Band). Der Song klingt bei Ian Martin allerdings so relaxt, dass man annehmen könnte, ob die Antwort (auf den Songinhalt bezogen) ja oder nein lautet, sei ihm egal.
Obwohl die Stücke mit langsamen Beats deutlich in der Minderheit sind, ist „The Way“ die meiste Zeit – eben auf die eine oder andere Weise, beim Träumen oder Mitgrooven – ausgesprochen entspannt und damit ein Stresslöser.
Künstler: Ian Martin | Album: The Way | Label: Passion Mu (rough trade) | VÖ: 12. September 2005