Retrosounds mit internationalem Anspruch schickt das Kölner Label Melting Pot Music hinaus in die Welt. DJ Olski, der Gründer, hat für „This Is Melting Pot Music“ einen Querschnitt des Tiegelinhalts zusammengestellt. Die 14 vertretenen Künstler spiegeln denn auch die globale Gemeinde: A-Ko repräsentiert die Staaten, Massak vertreten Frankreich, The Malcouns Deutschland usw. Was sie alle vereint, sind coole funkige Grooves. DJ Olski sagt übrigens, MPM sei ein Hip-Hop-Label, das keine Rap-Platten veröffentliche. Da dies genauere Erklärung bedarf, will er im November mit seinen Künstlern auf Clubtour gehen …Es gab mal einen Disco-Sänger, der mehr als 100 Mal das Wort „Born“ in einen Song packte. Ob Patrick Hernandez noch „Born To Be Alive“ ist oder nicht – Mike Jones scheint den Rekord zu brechen. Auf „Who Is Mike Jones?“ (Swishahouse /Asylum) tropft er ständig Namen, und zwar seinen eigenen! Who? Mike Jones … Zudem schreibt er natürlich auch seine Rhymes und Beats Marke Dirty South auf die Visitenkarte. Nach hohen Platzierungen in den US-Charts dürfte sein Telefon mittlerweile rund um die Uhr klingeln, denn auch mit seiner Nummer hält Jones nicht hinterm Berg.
Die West Coast klingelte bereits durch: Warren G lud Mike Jones ein, ein paar Rhymes für seine 12“ auf Hawino Records „In Case Some Shit Go Down“ zu schicken. Selbst Missy Elliott hat die 281-330-8004 angerufen, um Mike Jones ein Rezept für ihr Kochbuch zu entlocken …
UB 40 gießen red red wine nach. Die Band, die textlich immer noch weit links von Tony Blair steht, macht auf „Who You Fighting For?“ (Virgin Records) das, was sie schon immer gemacht hat: Reggae für die Neue Mitte. Sauber gespielt zum Mitwippen und Schunkeln, mehrheitsfähig und eingängig – die Botschaft wird da vom Groove an die Wand gedrückt (kann aber im Booklet nachgelesen werden). Nichts Neues also aus Kingston Town …
Das Klischees noch platter bemüht werden können, stellen die Gibson Brothers auf „Blue Island“ (edel) unter Beweis. Die Gibson Brothers? Die gibt es tatsächlich noch. Wenn sie es nur bei „Cuba“ und „Que sera mi vida“ belassen hätten; danach hüpfen auf Beach Partys immer noch komplette Hotelbelegungen von Pauschalurlaubern herum. Stattdessen müssen beide Stimmungskanonen auf den Level von Sangria-Aus-Eimern-Trinkern runtergemischt werden, um nach dem Remix so schlimm wie die Soundverbrechen der Hermes House Band zu klingen. Die neuen Stücke der Gebrüder Gibson sind die Nennung in dieser Kolumne ohnehin nicht wert.
Heftig geht es bei den Ruff Ryders zu. Auf „Volume 4 The Redemption“ (Penalty Recordings/PIAS) wurden den alten Ryders wie The Lox und Drag-On roughe Junge (Pirate; Aja) an die Seite gestellt. So erklärt sich, dass auch Reggaeton auf dem Compilation-Album zu hören ist, das sich aber hauptsächlich dem Street Rap widmet. Aus dem früheren Künstlerstamm von Rawkus Records ist Skillz übriggeblieben. Der Mann, der zuletzt als Ghostwriter getextet hatte, nutzt für „Confessions of a ghostwriter“ (All City Music/PIAS) alte Seilschaften. Und so kann er mit Produktionen von Timbaland und Hi-Tek auf seinem veritablen Album punkten, auf dem aber vor allem ein Feature von Musiq Soulchild („Wave Ya Hands“) ins Ohr sticht.
Skillz’ Labelmate AASIM veröffentlicht „The Money Pit“ (PIAS). Eine LP im New York-Style mit handwerklich rund gemachten Beats, aber eigentlich ohne Höhe- und Tiefpunkte. In eine Art Tagebuch-Hörspiel haben die fünf Jungs von Flexevil aus Berlin ihre Songs eingepackt. Dadurch wirkt „David vs. Goliath“ (r.o.t./Universal) zwar etwas unorthodox, aber auch wie das Abschlussergebnis nach einer Hip-Hop-Werkstattwoche im Jugendklub. Kröpfe im Langspielformat gibt es auch und oft im Dancefloorbereich, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine solche Exzeption bildet das Album „Moonbootica“ (Moonbootique Records) des gleichnamigen DJ-Projekts, das in den Clubs der Metropolen zuhause ist. Das Duo beeindruckt den Kosmopoliten unter den Clubbern mit einem freshen Mix, der sich aus Breakbeats, House, Electro und Hip-Hop ohne Rap speist.
Und da auch ein Liebling aller Eighties-Popper – „Passion“ von The Flirts – durch den Fleischwolf gedreht wurde, fühlen sich auch ältere Semester durch das Tracklisting irgendwie bestätigt (der Autor legt hiermit ein freiwilliges Geständnis ab, in seiner Teenagerzeit ebenfalls zu den Flirts die Popperlocke geschüttelt zu haben …).