Sein Tod hat jeden Soulkenner erschüttert. Das sie nun alle kommen, um ihm Tribut zu zollen, ist nur recht und nicht billig. „So Amazing – An All-Star Tribute to Luther Vandross“ (J Records/SONY BMG) beweist, dass gute Songs gute Songs bleiben. Aretha Franklin interpretiert, als wäre „A House Is Not A Home“ nur für sie geschrieben worden. Auch Mary J. Blige, Patti Labelle, John Legend und Stevie Wonder kommen mit dem Material bestens zurecht. Nur zwei der 15 Cover sind falsch besetzt: „Always & Forever“ passt einfach nicht zu Wyclef Jean und was in aller Welt hat Celine Dion hier zu suchen? Die Kanadierin schafft es, alle Emotionen aus der Ballade „Dance With My Father“ zu löschen.Der Funk-Quotient ist hoch auf dem 12. Soloalbum von Hiram Bullock. Auf „Too Funky 2 Ignore“ (BHM Prod.) präsentiert er sich kurz nach seinem 50. Geburtstag wieder als harter Arbeiter an der Rhythmusgitarre. Seine handwerklichen Fähigkeiten wissen die Besten der Besten (von Al Jarreau bis Chaka Khan) seit Jahrzehnten zu schätzen – ein guter Sänger wird aus dem Sohn eines CIA-Agenten aber nicht mehr. Am 6. November kam Hiram Bullock für ein Konzert nach Deutschland, um auf dem Jazzfest in Aalen sein Funk-Verständnis zu erläutern. Auf dem Blues-Festival in Luzern wurde ein Konzert von Otis Clay mitgeschnitten. „In The House“ (CrossCut Records) zeigt einen alten Haudegen, der in seiner Musik und auf der Bühne jung geblieben ist. Chicago Soul, der mit Gospel getränkt und Blues geerdet wurde – eine Mischung, die mit dem Bierglas in der Hand am besten schmeckt.
Immer wieder Old School: Nachdem Michael McDonald den Sound aus Detroit neu interpretierte, zieht Mica Paris nach. Die BBC-Moderatorin hatte 1989 einen großen Hit und danach nur kleine Brötchen gebacken. Auf „ Soul Classics“ (Sanctuary Records) interpretiert sie – ja, genau diese. Also Stücke wie „What’s Going On“ und „Standing In The Shadows Of Love“. In der Art, wie Lemar das tun würde. Das braucht der Soulfreund nicht zum Leben, aber die Londonerin kann ihre eigenen Playlisten damit bestücken.
Ganz auf Motor Town Detroit konzentriert sich der Sampler „Motown Remixed“. DJs haben Hand angelegt und in den meisten der 15 Songs ein glückliches Händchen bewiesen. Dort, wo die Remixer nah am Original geblieben sind, klingt es auch am besten. Solche Bearbeitungen wird es geben, solange es Musik gibt, die Generationen überdauert. Und sie werden umstritten bleiben. Eine Hommage geht an ein berühmtes E-Piano: Der Sampler „Hit The Rhodes, Jack“ (Brown Sugar/ZYX) zollt einen entsprechenden Tribut mit 17 Songs, in denen das berühmte Fender Rhodes Electric Piano eine tragende Rolle einnimmt. Rare Grooves aus Soul, Jazz und Funk sind also angesagt – wie bei den bisherigen Arbeiten von Brown Sugar kann nicht gemeckert werden.
Noch zwei Soul Ladies mit Charakter: Carleen Anderson, die früher in den Diensten der Young Disciples stand, präsentiert sich vielseitig und –schichtig auf „Soul Providence“ (Dôme Records). Mal ruhig, dann wieder expressiv und funky – auch für Party ist die im britischen Exil lebende Amerikanerin zu haben. Jaguar Wright aus Philly liefert den Beweis, dass ein Albumtitel witzig sein und eine tiefere Bedeutung haben kann. „Divorcing Neo 2 Marry Soul“ (Artemis/ Rough Trade) bietet dazu noch unkonventionelle Soulmusik in der Tradition starker Frauen wie Jill Scott und zuletzt Leela James. Egal, welche Schublade aufgezogen wird, die Lieder der Frau aus dem Umfeld von The Roots hören sich durchweg deep an.