In den Staaten ist Gospel eine der wichtigen Musikrichtungen, von der eine Menge CDs verkauft werden. Wie weit da jeweils der Glaube reicht und wie weit Gospel einfach nur das passende Marktsegment für einen Künstler ist, ist insofern keine abwegige Frage. Bei Avery Stafford stellt sie sich allerdings nicht. Der ist nämlich im Hauptberuf gelernter Pfarrer an der „Valley Church“ in Kalifornien.
Er gibt den Liedern auf „Undignified“ nicht nur seine Stimme, sondern bis auf „How Sweet It Is To Be Loved By You“ (1964 hatte Marvin Gaye damit einen großen Hit und 1975 nahm James Taylor den Klassiker neu auf) und „Listen To Our Hearts“ hat er das Material auch selbst geschrieben und komponiert.
Avery Stafford gelingt auf diesem Album eine harmonische Vermengung von Gospel mit einer großen Portion R&B, was seine Musik für ein breites Publikum interessant macht. Wo andere Künstler in diesem Segment das Lobpreisen auf einem Level betreiben, der Nicht-Gospel-Fans leicht verschreckt, profitiert dieser Longplayer von der Zurückhaltung des Künstlers.
Auch inhaltlich stellt er die Freude in den Mittelpunkt, nicht den erhobenen Zeigefinger. Passend dazu der Hinweis im Booklet: Mit Blick auf die im Hip-Hop üblichen Warnungen à la „Parental Advisory – Explicit Lyrics“ heißt es hier: „Warning – Explicit Praise Lyrics Could Lead To Serious Worship“, was ja dann gerade beabsichtigt sein dürfte!
Mit „Undignified“ beweist Avery Stafford, dass aus dem Herzen des Silicon Valley nicht nur Innovationen aus der Computer- und Softwareindustrie kommen, sondern frische, undogmatische Gospelmusik, die eingängig ist, ohne kommerziell zu sein.
Künstler: Avery Stafford | Album: Undignified | Label: Orchard | VÖ: 14. November 2004