Zugegeben – Mali ist ein Land, von dem ich eher weniger weiß … und das ist schon dick aufgetragen. Amadou & Mariam sind ein blindes Paar, dessen Songs im afrikanischen Mali jeder mitsingen kann. So etwas lässt im fernen Europa aufhorchen und sich entsprechend gut vermarkten. Die beiden Künstler kokettieren aber keinesfalls mit einer Mischung aus Exotik und (erwartetem) Mitleid.Im Gegenteil, sie legen in ihren Liedern ein Selbstbewusstsein an den Tag, dass sie mit hörbarer Freude heraus posaunen. Sie singen von Frieden und Fast Food; sie erzählen vom täglichen (Über-)Lebenskampf der einfachen Menschen nicht nur in ihrem Land, sondern überhaupt auf dem schwarzen Kontinent. Dabei schöpfen sie aus der reichhaltigen musikalischen Tradition ihrer Heimat und transportieren ihre Geschichten über Blues und Afrobeat. Wir haben es uns hier ja so einfach gemacht und die Etikette „World Music“ für eine Platte wie diese erfunden.
In Afrika sind Amadou & Mariam längst über den Status von Vorbildern hinaus zu Identifikationsfiguren geworden für die vielen, die außer Musik wenig vom Leben zu erwarten haben. Darüber sollte man nachdenken; bei allem exotischen Charme, den das vielseitige Album durchaus versprüht. Das hört sich nämlich schlicht und einfach gut an, auch wenn die besungenen Themen nicht unbedingt die Sorgen des hiesigen Mittelstands spiegeln. Ich weiß nach diesem Album auf jeden Fall, dass Mali mindestens eine akustische Entdeckungsreise wert ist.
Künstler: Amadou & Mariam | Album: Dimanche à Bamako | Label: WMG | VÖ: 30. Mai 2005