Sie ist so etwas wie das Stehauf-Weibchen des R&B: Tief gefallen (Frau Braxton war 1997 pleite), wieder aufgerappelt (erfolgreiche Platte „More Than A Woman“ im Jahr 2002), erneuter Rückschlag (schwere Herzbeutel-Entzündung), jetzt ist sie wieder da.Mit einem neuen Album für erwachsene Soul-Popper jenseits der 30. Das bietet den stärksten Song („Please“) gleich am Anfang auf und ist bis zur Mitte abwechslungsreich ausgefallen.
In der zweiten Halbzeit verliert sich die Braxton dann in eher austauschbaren Balladen, die einen nicht gerade mitreißen, sondern eher so vor sich hin plätschern. Früher hatte sie noch Tanzbares beigelegt – darauf verzichtet die mehrfache Grammy-Gewinnerin leider weitgehend. Schade eigentlich, trägt das Album doch den Namen ihres Sternzeichens „Waage“.
Das Zaghafte und Zurückhaltende überwiegt, höchstens in mittlere Tempi wagt sich die Frau aus Maryland vor. Ein wenig mehr Optimismus wäre in punkto ‚Ausgewogenheit‘ nicht schlecht gewesen.
So dürften Toni’s Songs die Depri-Stimmungen an nasskalten Novembertagen und kühlen Winterabenden eher fördern. Wer aber genau das will, kann mit dem Reigen von 13 Liedern die düsteren Momente an den grauen Tagen entsprechend verstärken.
Weitere Besprechungen des Albums: 1. Besprechung | 2. Besprechung | 3. Besprechung
Künstler: Toni Braxton | Album: Libra | Label: Edel Records | VÖ: 21. Oktober 2005 | Album des Monats: November 2005