Schon wieder so eine? Die superhübschen, sehr jungen Sängerinnen mit klaren, aber dünnen Stimmen, die in Kombination mit äußerst kräftigen, schwer angesagten Beats vermarktet werden, scheinen der Musikindustrie nicht auszugehen.
So allgemein kann ich das stehen lassen, doch Rihanna legt mit „Music Of The Sun“ ein überraschend reifes Album vor, das die Erwartungen derjenigen, die sich eine ganze Stunde von Stücken wie ihrem ersten Smash Hit „Pon De Replay“ erhoffen, gründlich enttäuscht.
„Music Of The Sun“ passt als Titel sehr gut, denn die Künstlerin verzaubert mit der Wärme in ihrem Sound, der – so wie Sonnenstrahlen über die Haut – über die Seele gleitet. Damit hebt sie sich von vielen Konkurrentinnen ab, bei denen weit härtere, kältere Beats aus der Hip-Hop-Abteilung für Kontraste sorgen. Rihanna’s Produzenzen setzen dagegen auf Reggae und Dancehall in homöopathischen Dosen. Auf der Gästeliste stehen dann auch nicht die gerade angesagten Rapper, sondern Elephant Man, Kardinal Offishall, J Status, and Vybe Kartel.
„Bei Music Of The Sun“ dominiert klar der R&B und zwar in einer Form, die sich nicht in erster Linie an Teenager wendet. Auch wenn Rihanna nicht so niedlich wäre, hätte sie eine gute Chance mit diesem Album, denn anstatt sich an den Reggaeton-Hype anzuhängen, hat ihr Team ein abwechslungsreiches, hochinteressantes Album geschaffen. Natürlich wurden die aktuellen Trends nicht ignoriert, Auf Teufel komm raus hineingepresst wurde ihr Debütalbum jedoch nicht. Die Mischung stimmt!
Falls es den Begriff „Tropical R&B“ als Genrebezeichnung noch nicht gibt, erfinde ich ihn jetzt, denn das passt aus meiner Sicht am besten zur Musik dieser jungen Frau aus Barbados.
Künstler: Rihanna | Album: Music Of The Sun | Label: Def Jam / Universal | VÖ: 5. September 2005 | Ablum des Monats: Oktober 2005