Auf so ein Album konnten wir in Zeiten der diversen Talent (-freien) Shows im Fernsehen kaum noch hoffen. Ganz so pessimistisch, wie ich den ersten Satz neulich im Zusammenhang mit dem Debüt von Leela James in einer Kritik lesen konnte, sehe ich die Entwicklung bei Soul und R&B nicht.
Doch bei diesem Neo-Soul-Album stimmt einfach alles! Gute neue Stimmen gibt es eine ganze Menge, doch eine so gute Produktion und künstlerische Gesamtleistung wie bei „A Change Is Gonna Come“ ist leider nicht die Regel.
Als größter Name wird in diesem Kontext stets Kanye West aufgeführt, der zwar auch mitgearbeitet hat, aber nicht in dem Umfang, wie es aus Gründen der Werbewirksamkeit gerne dargestellt wird. Wollen wir Name-Dropping betreiben, werfe ich noch Raphael Saadiq, James Mtume und Wyclef Jean in die Runde. Und erinnert ihr euch noch an Puff Johnson, die 1996 ein nettes Album unter dem Titel „Miracle“ veröffentlicht hatte? Auch sie taucht in den Credits der CD auf – als Arranger.
Der Titel des Albums geht auf den weltberühmten Song von Sam Cooke zurück, was für eine Newcomerin grundsätzlich ein gewagter Schritt ist. Doch Leela James sind diese Fußstapfen nicht zu groß, mit ihrem hochqualitativen Sound überzeugt sie auch sehr kritische Black Music Fans, auch wenn sich die Songs musikalisch leider nicht so unterscheiden wie die Texte. Bei der großen Zahl an Produzenten müsste dieser Longplayer allein deshalb mehr Vielfalt bieten. Das verwundert.
Eigentlich sollte Leela James ihr Debütalbum schon zwei Jahre früher rausbringen, doch durch die Übernahme von RuffNation durch Warner Bros. wäre ihr Erstling beinahe gar nicht mehr veröffentlicht worden. Wenn Plattenfirmen fusionieren oder durch Konkurrenten übernommen werden, fallen diesen Zusammenschlüssen oft die interessantesten Projekte zum Opfer – und sei es nur, weil die Mitarbeiter genug damit zu tun haben mit den ganzen Umstellungen. Bei einem so stark Richtung 70er Soul orientierten Album wie „A Change Is Gonna Come“ kommt es zum Glück nicht auf diese rund zwei Jahre an.
Diese CD ist vor allem interessant für diejenigen Black Music-Hörer, die von Angie Stone und Jill Scott begeistert sind – der Longplayer von Leela James klingt allerdings noch weit organischer und erdiger.
FAZIT: „A Change Is Gonna Come“ ist ein Ausnahmealbum, eine besten CDs in 2005.
Künstler: Leela James | Album: A Change Is Gonna Come | Label: Warner Bros. | VÖ: 5. September 2005