Der US-Süden denkt sich seins, denn vor der Veröffentlichung gab Missy an, nicht kochen zu können. Klappern gehört zum Handwerk auch der Köche und im Opener klappert zunächst das Geschirr: die Elliott überlasst die Zubereitung des Soul Food einer mexikanischen Einwanderin und karikiert damit ein Abbild der Südstaaten, wo immer mehr Mex-Food-Restaurants öffnen. Dann übernimmt die Elliott das Zepter in der Soundküche, um im Bild zu bleiben.
Was sich mit dem Appetizer „Lose Control / On & On“ andeutete, mundet in einem Album für Hip-Hop-Gourmets. Neptunes, Scott Storch und – natürlich – Timbaland haben für ihre Auftraggeberin nichts anbrennen lassen. Rap zum Feiern („Partytime“; „We Run This“), zum Kopfnicken („My Struggles“), zum Chillen („Joy“) – alles ist gut abgeschmeckt und über fehlende Würze darf niemand klagen. Als Zutat aus der traditionellen Küche wurde Slick Rick beigegeben, aber auch Aromen wie Cybotron und Sugarhill Gang. Mehr noch als auf früheren Alben singt Missy.
Sie weiß dabei sicher um ihre Grenzen, aber sie singt durchaus veritabel, mit persönlicher Note. Und ohne eine Serviette vor den Mund zu nehmen („Meltdown“). Die komplette Menü-Folge über gibt es mit dem faden „Can’t Stop“ nur einen Gang, der versalzen ist. Ansonsten ist das französische Küche, die Chef Elliott da auftischt. Und natürlich hat Missy eingangs für die europäische Presse gelogen – ein Blick ins gut gestaltete Begleitheft spricht Bände: Eine in den Südstaaten aufgewachsene Frau, die nicht kochen kann, gibt es gar nicht.
Künstler: Missy Elliott | Album: The Cookbook | Label: Elektra (Warner) | VÖ: 4. Juli 2005