Wenn die Rede auf „Pleasure & Pain“ kommt, hängt viel von den eigenen Erwartungen und Ansprüchen ab: Was verschiedene Tempi und Stimmungen angeht, bringen One Twelve auf dieser CD die typische Mischung, Überraschungen gibt’s inhaltlich auch keine, denn es ist ja eh klar, um welches Thema Vergnügen und Schmerz bei den Jungs kreisen. Da könnte sich beim R&B – ohne das Genre gleich ganz umzukrempeln – schon mal etwas mehr regen, aber sei’s drum!
One Twelve zeigen sich auf ihrem fünften Studioalbum diesmal weniger denn je als die Trendsetter, die sie noch als die Überraschungs-Stars bei Puff Daddy’s Bad Boy Label waren. Die ganz jungen CD-Käufer werden sie mit den wenigsten Songs begeistern können, insgesamt klingen Q (Quinnes Damond Parker), Mike (Michael Marcel Keith), Slim (Marvin E. Scandrick III) und Daron (Daron Tavaris Jones) nicht unbedingt ausgebremst, eher zurückhaltend.
Passen dazu: Die betont synthetische Instrumentierung kleidet die Songs in etwa so kuschelig ein wie Latex, doch kann ich solch keimfreien Klängen – wenn sie so solide produziert sind wie hier – sehr viel abgewinnen. Manch einen Neo Soul-Fan kann man damit jagen, das ist klar, das ist dann aber eine Stil- und Geschmacksfrage.
Bei aller Skepsis mancher anspruchsvollen R&B-Fans, was die Musik von Sean Combs (damals noch als Puff Daddy unterwegs) angeht, wird kaum jemand bestreiten, dass diese Jungs die ganzen Jahre über sehr solide Arbeit geleistet haben. Das R&B-Quartett, das sich bereits aus der Highschool-Zeit kennt, veröffentlichte 1996 mit „Only You“ ihre erste Single, die gleich ein großer Erfolg war. Bald darauf kam der Remix, in dem dann wiederum Ma$e seinen ersten großen Auftritt hatte. Im Vergleich zu vielen anderen Bad Boy-Künstlern waren 112 auch irgendwie „familienfreundlicher“, was auch besser passte, weil sie ihre Wurzeln gleichermaßen in Soul, Hip-Hop und Gospel haben. Mit dem Label- und Team-Wechsel geht’s auch ein wenig deftiger zu, ohne dabei einen zu großen Sprung zu machen. Ob’s das gebraucht hat, ist eine andere Frage, den Bereich unter der Gürtellinie bedienen ja schon viele, vielleicht wären sie da mal lieber beim Althergebrachten geblieben.
Ansonsten gilt: Wenn’s brennt, rufst Du 112. Und wenn Du soliden R&B möchtest, ist 112 ebenfalls die richtige Wahl.
Künstler: 112 | Album: Pleasure & Pain | Label: Def Jam | VÖ: 29. März 2005