Ich mag diese Talentshows im Fernsehen gar nicht. Ruben Studdard als Gewinner der zweiten Staffel von American Idol hat diese Plattform jedoch dazu genutzt, seine Karriere zu starten, und deshalb bin ich letztlich doch froh, dass Superstars im Fernsehen gesucht werden. In den USA finden sie ja sogar welche!
Sein Debüt „Soulful“ war zwar ein sehr schönes Album, doch an einigen Stellen war noch zu merken, dass Ruben Studdard seinen Job auf diesem Level einfach noch nicht lange macht. Es hatte nach seinem Sieg schon ungewöhnlich lange gedauert, bis er „Soulful“ veröffentlichte – irgendwann musste es dann einfach raus, um noch von seinen Auftritten in der Sendung bei den Verkäufen profitieren zu können.
Aus Sicht einer Qualitätskontrolle hätte er damals aber besser noch ein paar Monate trainieren sollen. Diese Zeit hat er bis zum zweiten Album nun offensichtlich gut genutzt, weshalb das Nachfolgealbum handwerklich klar seine Entwicklung erkennen lässt. „I Need An Angel“ klingt runder, ausgereifter, vielleicht fühlt sich Ruben Studdard mit Gospel auch einfach wohler, denn dort liegen seine musikalischen Wurzeln.
Aber keine Sorge: Auch wer kein Gospel-Fan ist, sondern einfach nur Soul mag, kann sehr viel Freude an diesem Longplayer haben. „I Need An Angel“ erklingt in einer Hybridform der beiden Stile, so wie etwa auch Mary Mary eine überzeugende Mischung liefern. Der Titeltrack stammt dann auch von einem Künstler, der auf keinen Fall der erste Mann ist, wenn man an Gospel denkt: Universal-Genie R. Kelly, der mit „U Saved Me“ selbst bereits eine beeindruckende Gospel-CD vorgelegt hatte.
„I Need An Angel“ bietet insgesamt eine gute Mischung aus extra für dieses Album geschriebenen Songs und Klassikern wie „Amazing Grace“ – gerade dieser Song wurde schon von vielen Könnern aufgenommen, doch Ruben Studdard brilliert dabei, kann hier besonders gut zeigen, was er gesanglich zu bieten hat: eine Menge!
Künstler: Ruben Studdard | Album: I Need An Angel | Label: j records | VÖ: 15. Juni 2005