Das hätte das dickste Rap-Album des Jahres werden können. Aber: Es sollte ja ein Mixtape werden. Ach, ein Mixtape? Wenn ich davon nicht gelesen hätte…wie sollte ich das erkennen, denn die Songs sind ja nicht ineinander gemixt, sondern passen (auch nur zum Teil) gut zusammen. Die Lücken zwischen den einzelnen Tracks sind manchmal so groß, dass von Mixtape-Athmospäre wirklich nicht die Rede sein kann.
Mein erster sehr guter Eindruck hat sich somit deutlich eingetrübt. Denn wenn es eines gibt, was ich nicht ausstehen kann (na da gibt es schon noch mehr als nur das…), sind das Möchte-Gern-Mixtapes. Durch Sprechen in und zwischen Songs sowie Tracks, die keine ganzen Songs geworden sind, wird ein Album nicht zum Mixtape, im Gegenteil, schließlich hat man schon nach kurzer Zeit keine Lust mehr, die CD von A bis Z durchzuhören.
Die Lieder selbst – insbesondere die Beats – haben es dagegen schwer in sich. „The Piece Maker 2“ ist eine extra starke Mischung aus kräftigen, rauhen Beats mit ein wenig Old School Favor und noch mehr Latin-Elementen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich mag kein Denglish, und Spanglish ist auch nicht viel besser. Der spanische Akzent kommt aber schon gut, und der Instrumentierung kommen die puertorikanischen Wurzeln von Tony Touch auch sehr zugute, nicht zuletzt, weil dies hier nicht so folkloristisch, sondern authentisch wirkt. Letzteres ist gewisslich auch dem Umstand geschuldet, dass Tony Touch hart zur Sache kommt beim Sound seines Albums. Es hat etwas Gewalttätiges, ohne dabei ein Soundbrei zu sein, sondern ist eher übersichtlich in seinem Klang.
Vielleicht kann man kritisieren, dass sich manche Stücke auf „The Piece Maker 2“ ziemlich ähnlich sind, doch das lässt sich auch so umdeuten, dass Tony Touch hier eine klare musikalische Linie verfolgt und nicht herumgespielt hat. Ihr merkt schon, ich halte es da mit der zweiten Ansicht.
Im richtigen klanglichen Kontext kann ich mich sogar für einen Song begeistern, bei dem Sean Paul mitmacht: „Ay Ay Ay“ ist zwar nicht der stärkste Track auf diesem Longplayer, gleichwohl kommt Sean Paul hier nicht so karnevalistisch rüber wie meistens.
Überhaupt: Die Gäste! Wenn Name Dropping ein Sport ist, holt sich Tony Touch hier Gold: Ruben Blades, Black Rob, P. Diddy, G-Dep, Erick Sermon, Keith Murray, Redman, JuJu, Fat Joe, N. O. R. E., Raekwon, Method Man, U God, Doo Wop, Sean Paul, Soni, Hurricane G., Cocoa Brovaz, Q Unique, Large Professor, Pete Rock, Slick Rick, Nature, Dead Prez und Don Chezna sind allesamt zu Gast. Wer so lange mit und für andere gearbeitet hat, kennt eben die coolen Leute und hat keine Probleme, genug Gäste für seine Party zu bekommen.
Künstler: Tony Touch | Album: The Piece Maker 2 | Label: Rough Trade | VÖ: 22. März 2004