Bei dieser CD habe ich sehr lange überlegen müssen, was ich eigentlich von ihr halte. „You Gave Me Freedom“ hat mich irritiert, weil ich von einer Künstlerin wie Rosie Gaines einen ganz anderen Sound erwartet hatte, wenn sie – wie bei diesem Album – volle künstlerische Kontrolle hatte und fast alle Songs selbst schreiben konnte. Also dafür (!) hätte es der Freiheit wohl nicht bedurft!
„You Gave Me Freedom“ ist ein nettes Album, einige Songs wie „Honeychild“ vermitteln auch das große Talent der Künstlerin. Nur gibt es von dieser Sorte einfach zu wenige, um es insgesamt als musikalisch anspruchsvoll zu bezeichnen. Ein paar Tracks bieten soliden modernen Soul und manche Lieder wie „New Beginning“, „I’m All Woman“ und „Give It To Me“ wirken auf befremdende, weil irgendwie unpassende Art modern.
Nun bin ich ganz und gar nicht der Meinung, dass Soul immer entspannt sein müsste oder nicht mit Dance gemischt werden sollte. Aber das kann man einfach besser hinbekommen, der Produktion fehlt es an Tiefe, Frische oder beidem. Nicht zuletzt bei anderen Künstlern, die auch auf dem UK Label Dôme Records veröffentlicht haben, konnte man das schon schöner hören. Auch als eine Künstlerin, die jahrelang mit Prince gearbeitet und schon für Motown aufgenommen hat, hatte Rosie Gaines bei mir weit höhere Erwartungen ausgelöst. Dass einige der ruhigeren Stücke von der Instrumentierung her äußerst innovationsarm dahinplätschern, stört mich weniger – liegt doch in der Einfachheit in unserer hektischen Zeit oft eine besondere Faszination.
Dass sie Angebote von Major Labels ausgeschlagen hat, die über bis zu vier komplette Alben gereicht hätten, um unabhängig arbeiten zu können, will ich ihr glauben, macht „You Gave Me Freedom“ aber erst recht nicht zum Meisterstück.
Künstler: Rosie Gaines | Album: You Gave Me Freedom | Label: Dôme | VÖ: 1. März 2004