Ohne Übertreibung ist „Lazy Afternoon“ das anspruchsvollste Album, was Regina Belle in ihrer Karriere bislang veröffentlicht hat. Der zweite Longplayer auf Peak Records und der erste, den der legendäre George Duke produziert hat, gibt der Künstlerin Gelegenheit, ihr Können angemessen zu zeigen.
Orientierten frühere Alben sich teilweise arg am Pop, geht es diesmal klar Richtung Jazz. Dennoch braucht Ihr für „Lazy Afternoon“ keinen Platz in Eurem Jazz-Regal zu reservieren, beim Soul ist auch diese CD richtig einsortiert. Regina Belle covert gleichermaßen von beiden Genres: Ob „Try A Little Tenderness“ von Otis Redding oder „Fly Me To The Moon“, das durch Frank Sinatra berühmt wurde – gleichermaßen überzeugend liefert sie ihre Interpretationen der Klassiker.
Aufgewachsen ist Regina Belle vor allem mit Soul und Gospel, am College studierte sie aber auch Oper und Jazz – insofern verwundert es, dass sie nicht schon früher stärker auf Jazz gesetzt hat. Eine Mischung wie diese kann es schaffen, Soul-Fans für Jazz zu sensibilisieren, Regine Belle versteht es, sich stilistisch nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen und ein Album zu präsentieren, das einfach „rund“ ist, weil sie die Grenzen zwischen Soul und Jazz so gekonnt verwischt. Wüsste man nicht, dass „For The Love Of You“ von den Isley Brothers ist und „The Man I Love“ aus der Feder der Gershwin-Brüder stammt, wäre man kaum versucht, „Lazy Afternoon“ in einen Jazz- und Soul-Teil einzusortieren.
Wer wirklich neue Songs möchte, nicht nur Weltklasse-Interpretationen von Klassikern, ist hier falsch. Nun, Jazz-Enthusiasten wird das weniger missfallen, gehören bestimmte Standards eben zum Repertoire der meisten Jazz-Vokalisten. Beim Soul messen der Unterscheidung zwischen Cover und Original dagegen viele Fans des Genres erhebliche Bedeutung bei.
Ob Soul oder Jazz – alle anspruchsvollen Hörer wird die stimmliche Leistung der Sängerin beeindrucken. Auf diesem Album wird – nicht zuletzt durch die streckenweise sehr sparsame Instrumentierung – Regina Belle einfach der Raum gegeben, ihre große Stimme wirken zu lassen…steht sie doch oft genug fast alleine.
Künstler: Regina Belle | Album: Lazy Afternoon | Label: Peak Records | VÖ: 23. Juli 2004