Ist „Underground“ eine Frage des Sounds oder der Bekanntheit bzw. des Erfolges eines Künstlers? Pigeon John wird allgemein als Underground Act gehandelt, doch sein zweiter Longplayer „Pigeon John Is Dating Your Sister“ zielt eindeutig auf ein großes, nicht auf ein Rand-Publikum.
Andererseits wird er viele mainstream-orientierte Hörer damit nicht erreichen, dafür ist seine Musik nicht angepaßt genug, verfehlt oder besser zielt sie an Erwartungen vorbei. Manche Tracks haben starkes Chart-Potential, manche davon sicher auch, gerade weil Pigeon John mit Rap-Konventionen bricht. Dazu zählt auch seine teils eigentümliche Mixtur aus Raps und Gesang, er liegt auf sehr individuelle Weise oft dazwischen.
Kann man mögen, muss man aber nicht. Kann man sich sogar für begeistern, muss man aber erst recht nicht. Dafür, dass er seinen eigenen Stil entwickelt hat, hat der Mann in jedem Fall schon mal meinen Respect. Er bekommt ihn auch dafür, dass er sich in seinen Texten nicht auf die klassischen, zum Teil abgedroschenen Geschichten beschränkt, sondern eher über das berichtet, was er selbst erlebt hat.
Diese Authentizität gepaart mit einem gewissen Charme, wie ihn Produktionen aus dem Heimstudio haben (so kommt’s rüber!) – ungeschliffenen, ungeschminkt, unaufwendig – übt eine Faszination auf mich aus, die mich sagen lässt: Gutes Album! …obwohl mir der Klang in weiten Teilen gar nicht so liegt.
Klar ist aber auch, dass es bei bei dieser CD um etwas handelt, in das man sich erst hineinhören muss, bei dem man allerdings auch beim 10. Hören noch Neues entdecken kann.
Künstler: Pigeon John | Album: Pigeon John Is Dating Your Sister | Label: Basement Rec | VÖ: 11. September 2007