Das ist die perfekte Welle: Die „New NDW“ rollt und rollt und rollt und junge deutsche Bands wie Juli und Silbermond werden von ihr erfasst – auch ohne eine vormundschaftliche Radioquote (möglichst noch orthodox in 60/40-DDR-Rundfunkmanier…). Das hessische Trio will mit den ganzen Miezen und Mias nichts am Hut haben, sondern schielt gen Übersee.
Linkin Park und Limp Bizkit in neuer deutscher Sprechgesangs Übersetzung plus Verbeugung vor den alten Wave-Ikonen – so einfach könnte man es sich machen. Aber so einfach ist es nicht. Die Jungs vom Taunus gehen mit hohem Anspruch an ihren neudeutschen Mix aus Gitarrenwänden und ap. Durchdachte Texte (die haben auch schon für 3 p geschrieben), die mal witzig, meist aber voller Melancholie und Schmerz getränkt sind.
So viel Ernsthaftigkeit lassen viele heimelige MC’s leider vermissen. Und das ganze Album hindurch dient der Wald als Metapher: als Rückzugsgebiet für Großstadtflüchtlinge und dunkel-mystische Macht, die in Gitarrenbreitseiten wuchtvoll Respekt einfordert. Bleibt die Frage, ob Pop-Deutschland reif ist für so etwas. Sonst gibt es nichts, dass gegen den großen Durchbruch dieser Band vom Kleinen Feldberg spricht.
Künstler: Nachtwandler | Album: Zurück in den Wald | Label: Musik Für Massen | VÖ: 29. November 2004