Lemar ist zurück. Fast genau ein Jahr nach „Dedicated“ ist mit „Time To Grow“ sein zweiter Longplayer bereit. Lemar Obika sei der eine Grund, der die Existenz der Talent-Suche-Show „Fame Academy“ rechtfertigen würde, meinte die angesehene britische Tageszeitung „The Guardian“. Immerhin beweist der junge Londoner, dass bei allen Vorbehalten gegenüber dem ganzen Genre auch echte Talente eine Chance haben, groß rauszukommen. Als die Sendung im BBC-Fernsehen lief, wurde Lemar allerdings nur Dritter in seiner Runde. Gewonnen hat er in seiner Heimat England inzwischen aber auch: den Brit-Award als bester Black Music-Künstler.
Er könne von Glück reden, damals nur Dritter geworden zu sein – diese Meinung habe ich auch schon gelesen. Denn damit blieb ihm der Zirkus erspart, den man dem Sieger abverlangte und konnte Lemar in Ruhe ein solides Album machen. Nach drei Top 10 Singles aus „Dedicated“ ruhte sich der Künstler nicht aus, sondern setzte dort an, wo er zuvor aufgehört hatte. Insofern ist er so viel auch nicht gewachsen, sondern bringt einfach eine sehr gute Fortsetzung zum Debüt.
Wieder sind zahlreiche Slow Jams dabei, wieder sind lockere, heitere Radiotracks dabei. Es ist diese Mischung, die für jeden Soul-Fan etwas bietet ohne es jedem recht machen zu wollen, die „Time To Grow“ auszeichnet. Diesmal zeigt Lemar noch ein Stückchen besser, dass er ein Soul Man ist.
Wer ihn noch nicht gehört hat, kann den Sound von Brian McKnight als Orientierungshilfe sehen, denn mit dieser CD klingt er insbesondere bei den von Gitarrenbegleitung geprägten Stücken ähnlich. Lemar Obika beweist, dass er inzwischen auch in derselben Liga spielen kann. Die erste Single „If There’s Any Justice“ zählt meiner Meinung nach eher zu den schwächeren Liedern auf diesem Album. Wer guten Soul mag und gerne auch mal fröhliche statt dramatischer / tragischer Töne hören möchte, dem empfehle ich, das ganze „Time To Grow“ einmal zu probieren.
Künstler: Lemar | Album: Time To Grow | Label: Sony Music| VÖ: 21. März 2005